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Steinmeier kritisiert Verhältnis zur Bundeswehr

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Volkstrauertag ein gespaltenes Verhältnis der Deutschen zur Bundeswehr kritisiert.

Es werde von den Soldatinnen und Soldaten als "Staatsbürger in Uniform" gesprochen, sagte Steinmeier am Sonntag beim zentralen Gedenken im Bundestag. Aber wenn diese Soldaten geehrt werden sollten wie kürzlich vor dem Reichstag, dann sähen viele Bürger sie am Ende doch lieber in Zivil gekleidet und ohne Fackel in der Hand.

Steinmeier forderte, "die Sprachlosigkeit vieler Teile der Gesellschaft gegenüber unserer Armee" zu überwinden. "Das ist der Auftrag des heutigen Tages", sagte der Bundespräsident in der Gedenkstunde. Die Verantwortung vor der Geschichte anzunehmen dürfe nicht bedeuten, die Auseinandersetzung mit den Konflikten der Gegenwart zu scheuen und mit denen, die darin schwere und schwerste Verantwortung tragen. 

"Die Erfahrung zweier Weltkriege, Schuld und Scham prägen das Verhältnis zwischen deutscher Gesellschaft und deutscher Armee bis in unsere Gegenwart", sagte Steinmeier. Viele Deutsche empfänden Unbehagen vor militärischen Ritualen. "Sie wollen nicht daran erinnert werden, was der Einsatz einer Armee, auch der Bundeswehr, bedeutet. Tod und Trauma, deutsche Soldaten im bewaffneten Einsatz, in fremden Ländern – das verdrängen wir Deutsche gern." Darüber werde viel zu selten und nur widerwillig gesprochen. 

Vor der Gedenkstunde des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, an der die Spitzen des Staates und Mitglieder des Bundestags teilnahmen, legte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) auf dem jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee einen Kranz nieder. Die Ministerin nahm danach an der Zeremonie am Ehrenmal der Bundeswehr im Berliner Bendlerblock teil. 

Der Volkstrauertag findet seit 1952 zwei Wochen vor dem ersten Advent statt. Die feierliche Zeremonie in diesem Jahr stand im Zeichen der Erinnerung an den Angriffs- und Vernichtungskrieg in Ost- und Südosteuropa, dem Millionen Menschen zum Opfer fielen. Er begann vor 80 Jahren mit der Besetzung von Jugoslawien und Griechenland sowie dem Überfall auf die Sowjetunion. 

Der Präsident des Volksbundes, der frühere General Wolfgang Schneiderhan, sagte im Bundestag, der Volkstrauertag sei ein Tag des Appells, "nie wieder Zustände zuzulassen, die zum Krieg führen". Zur Versöhnung mit den anderen Ländern gehöre, deren Leid anzuerkennen. Deshalb werde auch nicht nur der deutschen Opfer der Kriege gedacht, sondern auch der Opfer der Deutschen.

ran/ilo