"Wir haben schon jetzt kaum noch Kapazitäten", berichtete Engehausen. In bayerischen Kliniken müssten sogar Krebs-Operationen auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Auch die Verlegung von Patienten in angrenzende Bundesländer werde immer schwieriger.
"Die Infektionszahlen müssen runter, um die planbaren Behandlungen, die wir jetzt verschieben, durchführen zu können", forderte der Krankenhaus-Vertreter. "Wir brauchen deutliche Kontaktvermeidung", forderte Engehausen. "Ob man das Lockdown oder anders nennt, ist für uns Kliniken zweitrangig."
Die derzeit geplanten Schritte reichten nicht aus, um den Anstieg der Infektionszahlen zu bremsen: "Wir sehen im Moment keine ausreichend wirksamen Gegenmaßnahmen, die uns in den Kliniken in den nächsten zwei bis vier Wochen eine Entlastung bringen würde", warnte der Vertreter der bayerischen Kliniken. "Das macht die Lage sowohl jetzt als auch in der Perspektive der nächsten Wochen so dramatisch."
Die Zahl der Corona-Intensivpatienten steige in Bayern ohne harte Gegenmaßnahmen jede Woche um etwa 30 Prozent an, "so dass wir bald keine Chance mehr für Verlegungen innerhalb des Freistaats haben", sagte Engehausen.
Schon jetzt würden bayerische Intensivpatienten in andere Bundesländer verlegt. "Aber der Weg nach Baden-Württemberg ist eigentlich bereits geschlossen, weil sich die Kliniken dort der bayerischen Situation annähern", sagte der Krankenhaus-Vertreter. "Ob wir in ein paar Wochen noch jemand nach Hessen bringen können, wissen wir nicht. Nach Thüringen und Sachsen braucht man nicht zu fahren und im Süden in Österreich ist die Lage nicht besser als bei uns."
Von der Situation einer Triage sei Bayern trotz entsprechender Vorbereitungen einiger Krankenhäuser aber immer noch weit entfernt. "Wir sehen eine derartige Situation an bayerischen Kliniken nach wie vor nicht", betonte Engehausen. "Wir haben die Möglichkeit planbare Behandlungen zu verschieben, Patienten über längere Strecken in Regionen zu verlegen, die weniger belastet sind und andere Mittel", sagte er.
Die jetzige Entwicklung habe aber selbst die sehr pessimistischen Erwartungen der Kliniken noch übertroffen. "Der 22. Oktober war der Kipppunkt, seitdem haben wir stark steigende Inzidenzzahlen und damit einhergehend steigende Intensivbehandlungen. Wir sind in ein Hamsterrad geraten, das sich immer weiter beschleunigt."
Die allermeisten Intensivfälle wären durch Impfungen vermeidbar gewesen, sagte Engehausen. "Gerade jetzt ist es für jeden einzelnen Menschen wichtig, sich impfen zu lassen, nicht nur aus Solidarität sondern auch weil die Versorgung nicht mehr optimal ist, wie man es vielleicht noch vor ein paar Wochen dachte."
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