Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich rund 50.000 Demonstrierende an einem Protestmarsch durch das Stadtzentrum, die Polizei meldete 18.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie forderten von der Regierung weitere Maßnahmen gegen häusliche Gewalt und die hohe Zahl sogenannter Femizide - also Tötungen von Frauen wegen ihres Geschlechts. Weitere Kundgebungen sind in den nächsten Tagen auch in anderen Städten Frankreichs geplant.
Zu den Protesten im Vorfeld des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November aufgerufen hatten das feministische Kollektiv #NousToutes (Wir alle) sowie rund 60 Vereine, Gewerkschaften und politischen Parteien. Nach Angaben von #NousToutes werden jedes Jahr rund 220.000 Frauen Opfer von Gewalt, darunter 94.000 Vergewaltigungsopfer. Allein seit dem 1. Januar wurden demnach 101 Frauen von ihren Partnern getötet.
Bei ähnlichen Protesten vor zwei Jahren waren in der französischen Hauptstadt nach Angaben der Veranstalter 100.000 Menschen auf die Straße gegangen; die Polizei sprach damals von 35.000 Demonstranten.
"Es ist nicht mehr möglich, diese Gewalt gegen die Hälfte der Menschheit zu tolerieren", sagte der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot bei der Kundgebung. Er forderte mehr Mittel für Schulungen und Notunterkünfte.
Dagegen verteidigte die beigeordnete Ministerin für Gleichstellung, Elisabeth Moreno, die von der Regierung bereits ergriffenen Maßnahmen zum Schutz von Frauen wie etwa die Schaffung von mehr Notunterkünften, Schulungen für Polizisten sowie Notruftelefone für Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind. "Jeder Femizid ist ein Femizid zu viel, aber man sieht, dass diese Maßnahmen allmählich Früchte tragen", sagte sie dem Radiosender Europe 1.
Nach Auffassung der Kundgebungsteilnehmer reicht das nicht. Sie forderten weitere Unterbringungsmöglichkeiten für Frauen, die vor ihren gewalttätigen Partnern fliehen. Laut einem am Donnerstag von der Frauenstiftung veröffentlichten Bericht finden etwa 40 Prozent der geflüchteten Frauen keine Unterkunft, und nur zwölf Prozent erhalten einen Platz, bei dem sie auch psychologischen und rechtlichen Beistand erhalten.
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