Wer im Ausland an deutsche Kultur denkt – der denkt vor allen Dingen an das Goethe-Institut.
Dieses hohe Ansehen des Instituts als deutscher Kulturbotschafter und wahrhaftig „globale Marke“ – es ist das Ergebnis des besonderen Engagements seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den vergangenen 70 Jahren.Zu diesem Erfolg und zum 70-jährigen Bestehen des Instituts beglückwünsche ich Sie daher alle sehr herzlich – persönlich, und im Namen der Bundesrepublik Deutschland.Die Geschichte des Goethe Instituts ist eng verwoben mit der Entwicklung der Auswärtigen Kulturpolitik. Auch unsere Partnerinnen und Partner weltweit haben sie mitgeschrieben.In der Bundesrepublik schien manchem anfänglich das Wagnis groß, die Ausführung der Auswärtigen Kulturpolitik in die Hände einer zivilgesellschaftlichen Organisation zu legen. Doch in vielen Jahren der Zusammenarbeit zwischen Auswärtigem Amt und Goethe-Institut, zwischen Politik und Zivilgesellschaft ist genau das gelungen.Wir arbeiten Hand in Hand:Im gegenseitigen Respekt unserer Fähigkeiten und Aufgaben.Im festen Willen, unser Land der Welt zu öffnen und für es zu werben.Mit dem Ansporn, Menschen unsere Sprache und Kultur näherzubringen.Und nicht zuletzt mit dem Ziel, unseren Künstlerinnen und Künstlern, unseren Kreativen und der Zivilgesellschaft internationalen Austausch zu ermöglichen.In den vergangenen zwei Jahren haben wir zudem gemeinsam einige Hebel in Bewegung gesetzt, um die Auswirkungen der Pandemie auf die Kultur zu mildern – auf das Goethe-Institut selbst, aber auch auf das weltweite Partnernetzwerk.Mit dem Internationalen Hilfsfonds für die Kultur ist uns hier ein neuer Ansatz gelungen – auch für die Zusammenarbeit mit unseren Partnerinnen und Partnern.
Meine Damen und Herren,
vor zwei Jahren war ich kurz nach der demokratischen Revolution in Sudan und habe dabei das Goethe-Institut Khartum besucht. Bei meinen Gesprächen dort konnte ich die Aufbruchsstimmung, aber auch die Fragilität der Hoffnungen einer ganzen Generation junger Sudanesinnen und Sudanesen spüren, die zuletzt bitter enttäuscht worden sind.Goethe-Institute draußen in der Welt – sie sind immer Spiegel der Gesellschaften, in denen sie arbeiten. Und sie sind Schutzorte für Pluralität, Offenheit und Meinungsvielfalt.Das ist wichtig in einer Zeit, in der sich internationale Gewichte verschieben, in der unsere freiheitlichen Werte längst unter Druck geraten sind. Auswärtige Kulturpolitik wird in dieser Lage noch zentraler für unser weltweites Engagement. Denn Kulturarbeit bewegt sich im vor-politischen Raum – aber sie ist niemals a-politisch.Ich bin überzeugt: Angesichts weltpolitischen Wandels und neuer Herausforderungen müssen wir mehr tun – für unsere Auswärtige Kulturpolitik und natürlich für das Goethe-Institut.Lassen Sie mich drei Punkte hervorheben:Erstens sind mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Digitalisierung und neuen Technologien, Diversität und gesellschaftlichem Wandel drängende globale Fragen herangewachsen, bei denen auch die Auswärtige Kulturpolitik mitzureden hat.Zweitens kommt der Auswärtigen Kulturpolitik bei der Auseinandersetzung mit unserer kolonialen Vergangenheit eine wichtige Rolle zu. Sie wird unsere Beziehungen zu vielen Ländern des globalen Südens mitprägen.Und drittens wollen wir Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik zukünftig stärker europäisch denken – auch im Gefüge der gemeinsamen europäischen Außenpolitik. Deutschland muss dabei mit seinem einmaligen Modell eine gestaltende Rolle spielen.Meine Damen und Herren,
für die deutsche Außenpolitik und das Auswärtige Amt ist es selbstverständlich, sich all diesen Aufgaben und Herausforderungen gemeinsam mit dem Goethe-Institut und anderen Mittlerorganisationen zu stellen – so wie wir es auch in den vergangenen Jahrzehnten immer getan haben.Ich danke Ihnen für alles, was Sie in den letzten Jahren geleistet haben – und lassen Sie in Ihrem Engagement niemals nach!
©Auswärtiges Amt