Seit einigen Wochen komme es zu einem teils "fragwürdigen Verhalten" der Versorger, erklärte der vzbv. Das zeigten die bei den Verbraucherzentralen eingegangenen Beschwerden von Anfang August bis Ende Oktober. So werde Kunden mitgeteilt, dass die Lieferung von Strom oder Gas "vorübergehend" eingestellt werde. Ankündigungen erfolgten teils sehr kurzfristig. In einigen Fällen sei Kunden gekündigt worden, weil die Unternehmen ihre Verträge nach eigenen Angaben wegen der gestiegenen Preise nicht einhalten können.
Beschwerden häufen sich zudem wegen massiver Erhöhungen von Arbeits- oder Grundpreisen trotz teils bestehender Preisgarantie. In einem Fall betrage die Erhöhung des Grundpreises 156 Prozent, berichtete der vzbv. Begründet würden die Erhöhungen mit einer starken Abhängigkeit von den Großhandelspreisen. Der Verband kritisierte, dass Verbraucher in einigen Fällen ein "Vorteilsangebot" erhielten, ohne dass klar geworden sei, wie sich die Konditionen dadurch verbessern würden. In anderen Fällen hätten Unternehmen neue Angebote zu wesentlich höheren Konditionen unterbreitet.
Auch monatliche Abschlagszahlungen werden laut vzbv erhöht - begründet ebenfalls mit gestiegenen Beschaffungskosten. Bei Widersprüchen hätten einige Anbieter so reagiert, als hätten die Kunden gekündigt und schickten Kündigungsbestätigungen.
Die Verbraucherschützer warnten, dass die drastische Entwicklung der Energiepreise insbesondere Haushalte mit niedrigem Einkommen bedrohe. Experten erwarten demnach, dass sich die Zahl der Privatinsolvenzverfahren im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln werden.
Die Bundesregierung müsse handeln, forderte der vzbv. Er schlug vor, Strom- und Gassperren für private Haushalte mit geringem Einkommen bis zum 30. April 2022 auzusetzen. Zudem müsse sich die Berechnung von Sozialleistungen wie Wohngeld oder Arbeitslosengeld an den realen Kosten der Betroffenen ausrichten. Langfristig müsse Deutschland die Abhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern verringern.
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