Woher rührt in den aktuellen Debatten um diese Fragen die wachsende Empfindlichkeit bei Einzelnen und in der Gesellschaft? Richard David Precht fragt am Sonntag, 28. November 2021, 23.45 Uhr im ZDF, die Philosophin Svenja Flaßpöhler: "Sensibilisieren wir uns zu Tode?". Die neue "Precht"-Ausgabe steht ab Sonntag, 28. November 2021, 8.00 Uhr, in der ZDFmediathek zur Verfügung.
Noch nie war es so opportun wie heute, die eigene Sensibilität und Verletzlichkeit öffentlich zu zeigen. Ob Gender-Diskriminierung, Rassismus oder Freiheitseinschränkungen in Pandemiezeiten – besonders in den sozialen Medien ist eine regelrechte Lust an der Empörung spürbar.
Sensibilität ist eine positive Errungenschaft unserer Zivilisation, meint die Philosophin Svenja Flaßpöhler, die in ihrem aktuellen Buch "Sensibel" die zeitgenössische "Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren" in den Blick nimmt. Empfindsamkeit sorgte im Verlauf der Geschichte dafür, dass die Menschen immer feinfühliger, höflicher und einfühlsamer miteinander umgingen und legte so das Fundament für wachsende Gerechtigkeit und Fortschritt. Der Soziologe Norbert Elias hat in seinem Werk "Über den Prozess der Zivilisation" aus dem Jahr 1939 dargestellt, wie sich aus einer rohen, gewalttätigen und unhygienischen Gesellschaft die moderne Zivilisation entwickelt hat. Dieser Prozess hatte zudem zur Folge, dass der Mensch sein Bewusstsein als Individuum herausbildete und Gefühle und Befindlichkeiten immer stärker in den Vordergrund traten. Die Entwicklung sei heute allerdings so weit vorangeschritten, dass sie die Gesellschaft eher zu spalten drohe, als sie zu verbinden, meint Svenja Flaßpöhler.
Precht fragt, ob ein offener Dialog immer schwieriger werde: Wenn jede Meinungsäußerung gleich aufs Empfindlichste seziert würde, drohe da nicht eine Schweigespirale, so dass vorsorglich jede Form von Auseinandersetzung vermieden werde?
Welche Weisheits-Strategien und psychologischen Einsichten dieser Gesellschaft helfen könnten, die sich über die Maßen sensibilisiert hat, darüber spricht Richard David Precht mit Svenja Flaßpöhler.
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