Damit setzte sich die Erholung der deutschen Wirtschaft im Sommer weiter fort, nachdem das BIP im 2. Quartal 2021 bereits um 2,0 % gewachsen war (revidiertes Ergebnis nach neuesten Berechnungen). Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) fiel der Zuwachs im 3. Quartal 2021 um 0,1 Prozentpunkte niedriger aus als in der Schnellmeldung am 29. Oktober 2021 berichtet. Gegenüber dem 4. Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Corona-Krise, war die Wirtschaftsleistung noch 1,1 % geringer.
Private Konsumausgaben stützen Wachstum
Nachdem im 2. Quartal 2021 die inländische Nachfrage in fast allen Bereichen kräftige Zuwächse verzeichnete, traf dies im 3. Quartal 2021 lediglich für den privaten Konsum zu: Dieser stieg mit +6,2 % (preis-, saison- und kalenderbereinigt) deutlich gegenüber dem Vorquartal. Der Staat reduzierte hingegen seine Konsumausgaben um 2,2 %. Im 3. Quartal 2021 wurde auch weniger investiert als im 2. Quartal: Die Investitionen in Ausrüstungen - also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge - sanken preis-, saison- und kalenderbereinigt um 3,7 %, die Bauinvestitionen um 2,3 %.
Der Handel mit dem Ausland nahm im Vorquartalsvergleich ab: Im 3. Quartal 2021 wurden preis-, saison- und kalenderbereinigt 1,0 % weniger Waren und Dienstleistungen exportiert als im 2. Quartal 2021. Die Importe sanken im Vorquartalsvergleich mit 0,6 % insgesamt etwas weniger, da den ersten Berechnungen zufolge deutlich mehr Dienstleistungen importiert wurden als im Vorquartal.
Bruttowertschöpfung in Dienstleistungsbereichen im Plus, in der Industrie im Minus
Die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung stieg im 3. Quartal 2021 um 1,9 %. Dabei zeigte sich bezogen auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche ein zweigeteiltes Bild: Während die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe (-2,2 %) und im Baugewerbe (-1,2 %) gegenüber dem 2. Quartal 2021 zurückging, gab es in den meisten Dienstleistungsbereichen deutliche Anzeichen einer Erholung. Vor allem die Bruttowertschöpfung im Bereich Sonstige Dienstleister, zu dem unter anderem die Bereiche Unterhaltung und Erholung zählen, nahm mit +13,5 % merklich zu. Auch die Bereiche Handel, Verkehr, Gastgewerbe (+5,3 %), Unternehmensdienstleister (+3,4 %) sowie Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+3,1 %) verzeichneten kräftige Zuwächse.
Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im Vorjahresvergleich
Im Vorjahresvergleich war das BIP im 3. Quartal 2021 preisbereinigt um 2,5 % höher als im 3. Quartal 2020 (auch preis- und kalenderbereinigt). Der Aufholprozess nach den historischen Rückgängen 2020 setzte sich somit abgeschwächt fort: Im 2. Quartal war das BIP im Vorjahresvergleich zweistellig um revidiert 10,4 % gestiegen.
In- und ausländische Nachfrage über Vorjahresniveau, Ausrüstungsinvestitionen rückläufig
Im Vorjahresvergleich legte die inländische Nachfrage im 3. Quartal 2021 nochmals zu, auch wenn kräftige Preisanstiege, unter anderem aufgrund des vorübergehend reduzierten Mehrwertsteuersatzes im 2. Halbjahr 2020, die Aufholeffekte dämpften: Die privaten Konsumausgaben waren preisbereinigt um 1,6 %, die staatlichen Konsumausgaben um 2,2 % höher als vor einem Jahr. Vor allem für Reisen gaben die Menschen wieder deutlich mehr aus. Auch die Bauinvestitionen verzeichneten einen Zuwachs von 2,0 %, insbesondere in Wohnbauten wurde deutlich mehr investiert. Die Investitionen in Ausrüstungen gingen dagegen um 1,9 % zurück.
Der Handel mit dem Ausland nahm im Vergleich zum Vorjahr zu: Im 3. Quartal 2021 wurden preisbereinigt 5,5 % mehr Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert als im Vorjahresquartal. Die Importe nahmen im selben Zeitraum mit +8,9 % noch stärker zu. Dafür sorgten vor allem die stark gestiegenen Dienstleistungsimporte, insbesondere die Reiseausgaben der privaten Haushalte im Ausland.
Bruttowertschöpfung im Vorjahresvergleich in fast allen Wirtschaftsbereichen gestiegen
Die Wirtschaftsleistung nahm im 3. Quartal 2021 gegenüber dem 3. Quartal 2020 in fast allen Wirtschaftsbereichen zu. Die Erholung aus dem 2. Quartal hat sich aber in den meisten Bereichen deutlich abgeflacht. Den größten Anstieg der preisbereinigten Bruttowertschöpfung gab es mit +6,1 % bei den Unternehmensdienstleistern. Auch in den Bereichen Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+2,9 %) und Handel, Verkehr, Gastgewerbe (+2,8 %) ging es weiter aufwärts, wobei das Plus in den Teilbereichen Gastgewerbe und Verkehr im Vorjahresvergleich noch deutlicher ausfiel. Im Baugewerbe (+3,5 %) sowie im Verarbeitenden Gewerbe (+2,6 %) nahm die Bruttowertschöpfung gegenüber dem Vorjahresquartal ebenfalls zu.
Insgesamt lag die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im 3. Quartal 2021 um 2,6 % über dem Niveau des 3. Quartals 2020.
Erwerbstätigenzahl gestiegen, aber noch unter Vorkrisenniveau
Die Wirtschaftsleistung wurde im 3. Quartal 2021 von rund 45,1 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Damit stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Vergleich zum 3. Quartal 2020 um 267 000 Personen beziehungsweise 0,6 %. Sie liegt zwar weiterhin unter dem Vorkrisenniveau, es ist aber ein deutlicher Aufwärtstrend der Erwerbstätigkeit zu erkennen (siehe Pressemitteilung 524/21 vom 16. November 2021).
Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je erwerbstätiger Person erhöhte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit im 3. Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,8 %. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen - also die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen - erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 2,4 %. Diese Entwicklung geht mit dem starken Rückgang im Vorjahresquartal einher (sogenannter Basiseffekt). Zudem zeigt sich hier die sinkende Inanspruchnahme von Kurzarbeit, die sich zwar nicht in der Zahl der Erwerbstätigen, aber in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden niederschlägt.
Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität - gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde - nahm nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,1 % zu. Je Erwerbstätigen war sie um 1,9 % höher als im 3. Quartal 2020.
Sparquote im Vorjahresvergleich rückläufig
In jeweiligen Preisen gerechnet war das BIP im 3. Quartal 2021 um 7,1 % und das Bruttonationaleinkommen um 7,6 % höher als ein Jahr zuvor. Der Unterschied zum preisbereinigten BIP erklärt sich vor allem durch starke Preissteigerungen, die zum Teil auf den niedrigeren Mehrwertsteuersatz im 3. Quartal 2020 zurückzuführen sind. Das Volkseinkommen stieg um 6,8 %. Während das Arbeitnehmerentgelt um 4,4 % gegenüber dem Vorjahr anstieg, verzeichneten die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nach ersten vorläufigen Berechnungen ein starkes Plus von 12,8 %. Im Vorjahresquartal war das Arbeitnehmerentgelt mit -0,7 % allerdings auch deutlich schwächer zurückgegangen als die Unternehmens- und Vermögenseinkommen mit -7,4 %.
Die durchschnittlichen Brutto- sowie Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer nahmen merklich um jeweils 3,8 % zu. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf den starken Rückgang der Kurzarbeit zurückzuführen. Bei gleichzeitig deutlichem Anstieg der Erwerbstätigkeit stiegen die Brutto- sowie die Nettolöhne und -gehälter insgesamt im 3. Quartal 2021 sogar um 4,6 %. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte war 2,7 % höher als vor einem Jahr. Die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen stiegen gleichzeitig um 5,5 %. Die im Verhältnis zum Anstieg des verfügbaren Einkommens stärkere Ausweitung der privaten Konsumausgaben führte dazu, dass die privaten Haushalte nun weniger sparten als im Vorjahresquartal. Nach vorläufigen Berechnungen ergibt sich für das 3. Quartal 2021 eine Sparquote von 10,7 %, nach 16,3 % im Vorquartal und 13,1 % im 3. Quartal 2020. Damit liegt die Sparneigung trotz des Rückgangs noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau.
Internationaler und europäischer Vergleich
In den anderen großen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) hat die Wirtschaft im 3. Quartal 2021 noch etwas stärker zugelegt als in Deutschland: So stieg das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP im Vergleich zum 2. Quartal 2021 in Frankreich um 3,0 %, in Italien um 2,6 % und in Spanien um 2,0 %. Für die EU insgesamt meldete das europäische Statistikamt Eurostat nach vorläufigen Berechnungen einen BIP-Anstieg um 2,1 % gegenüber dem Vorquartal. Die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten wuchs im 3. Quartal 2021 dagegen mit umgerechnet +0,5 % weniger stark als das deutsche BIP (+1,7 %).
Auch im Vorjahresvergleich liegen die BIP-Wachstumsraten der meisten EU-Mitgliedstaaten höher als in Deutschland. Italien (+3,8 %), Frankreich (+3,3 %) und Spanien (+2,7 %) verzeichneten jeweils ein stärkeres preis-, saison- und kalenderbereinigtes Wirtschaftswachstum im Vergleich zum 3. Quartal 2020 als Deutschland (+2,6 %). Für die EU insgesamt gab Eurostat ein vorläufiges Ergebnis von +3,9 % gegenüber dem Vorjahresquartal bekannt. Die Vereinigten Staaten meldeten einen Anstieg des BIP von 4,9 %.
Ein detaillierter Vergleich der Wachstumsraten der EU-Mitgliedstaaten ist im Webangebot des Statistischen Bundesamtes "Europa in Zahlen" verfügbar.
Revision der bisherigen Ergebnisse und methodische Hinweise
Die größeren Unsicherheiten aufgrund der Corona-Pandemie können zu stärkeren Revisionen als sonst üblich führen. Das gilt insbesondere für die saison- und kalenderbereinigten Quartalswerte. Mit der Berechnung der ausführlichen Ergebnisse hat das Statistische Bundesamt auch das Bruttoinlandsprodukt der ersten drei Quartale 2021 überarbeitet. Mit den seit der Schnellmeldung am 29. Oktober 2021 neu verfügbaren statistischen Informationen ergaben sich dabei für das Bruttoinlandsprodukt geringfügige Änderungen der bisherigen Ergebnisse um 0,1 Prozentpunkte. Detailliertere Angaben zu den Neuberechnungen enthält die Tabelle "Alt-Neu-Vergleich" in dieser Pressemitteilung.
Über die turnusmäßigen Änderungen hinaus wurden für die Jahre 2019 und 2020 Korrekturen auf der Entstehungsseite des Inlandsprodukts, und hier vor allem im Verarbeitenden Gewerbe vorgenommen. Anlass waren fehlerhaft verarbeitete Daten bei der Berechnung der Ergebnisse nach Wirtschaftsbereichen für das Berichtsjahr 2019 im Rahmen der diesjährigen Sommerrechnung. Das Bruttoinlandsprodukt insgesamt ist von diesen Korrekturen nicht betroffen.
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen visualisiert
Das Bruttoinlandsprodukt ist auch Teil des "Krisenmonitors" (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt. Der Krisenmonitor ergänzt die Sonderseite "Corona-Statistiken" (www.destatis.de/corona), die statistische Informationen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bündelt. Anschauliche aktualisierte Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) finden sich zudem im interaktiven VGR-Dashboard (www.destatis.de/vgr-dashboard).
Weitere Informationen:
In der Fachserie 18 "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen", Reihe 1.2 "Vierteljahresergebnisse" sowie Reihe 1.3 "Saisonbereinigte Vierteljahresergebnisse nach X13" stehen tiefer gegliederte Ergebnisse zur Verfügung. Diese und weitere Veröffentlichungen sind unter www.destatis.de --> Themen --> Wirtschaft --> Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Inlandsprodukt -->Publikationen erhältlich.
Eine lange Reihe mit Quartalsergebnissen zum Bruttoinlandsprodukt seit dem 1. Quartal 1970 findet sich unter www.destatis.de --> Themen --> Wirtschaft --> Volkswirtschaftliche-Gesamtrechnungen-Inlandsprodukt --> Tabellen.
Diese und weitere aktuelle Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können auch über die Datenbank GENESIS-Online abgerufen werden.
©Statistisches Bundesamt