Auch der Konkurrenzwirkstoff von Moderna sei "offenbar" von den Liefereinschränkungen betroffen, erklärte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) weiter. Sie forderte den geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und sein Ministerium auf, die Auslieferungen der fehlenden Impfdosen zu gewährleisten und zugleich "vollständige Transparenz über die Verfügbarkeit der Impfstoffe und die wöchentlichen Lieferkapazitäten des Bundes" herzustellen. Es drohe ein schwerer Schlag für die Impfkampagne.
Brandenburg berichtete am Freitag unter Berufung auf Pharmagroßhändler und Impfstellen, dass die für die laufende Woche anstehenden Impfstofflieferungen des Biontech-Präparats durch den Bund "erheblich" und "teilweise noch unter die ab der kommenden Woche für Ärztinnen und Ärzte sowie Impfzentren und mobile Impfteams geltenden Kontingentierungen" hinaus gekürzt worden seien. Konkrete Informationen über das Ausmaß habe es im Vorfeld nicht gegeben, erklärte das Landesgesundheitsministerium.
Spahn habe den Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsministern der Länder im Laufe dieser Woche "wiederholt zugesichert, dass in Deutschland genügend Impfststoff zur Verfügung stehe, erklärte Behrens am Freitag in Hannover. Allerdings schienen die bisher veröffentlichten Lieferlisten des Bundesgesundheitsministeriums "nicht der Realität zu entsprechen". Der Zustand sei "unhaltbar" und bedrohe die Impfkampagne, die gerade wieder Fahrt aufnehme.
Nach Angaben von Behrens drohen in Niedersachsen ab Montag der Ausfall bereits vereinbarter Impftermine und eine Verschiebung des Starts von 180 zusätzlichen Impfpraxen, sofern die Lieferkürzungen nicht kurzfristig zurückgenommen werden. Das Gesundheitsministerium in Potsdam warnte ebenfalls vor möglichen Verschiebungen bei der Öffnung von Impfstellen und Impfterminen infolge von Engpässen.
Das Ministerium kritisierte, aufgrund der fehlenden Vorwarnungen aus dem Bundesgesundheitsministerium sei es unmöglich gewesen, für fehlende Biontech-Dosen rechtzeitig mehr Ersatzpräparate von Moderna zu bestellen. Die Landesregierung habe nun kurzfristig eine außerordentliche Sonderlieferung von 10.500 Moderna-Flaschen bestellt, die für 120.000 Booster- sowie 48.000 normale Erst- und Zweitimpfungen reichten. Sollte die Lieferung genehmigt werden, dürften sich die Engpässe ab Mitte kommender Woche entspannen.
Spahn hatte jüngst mit der Ankündigung für Unruhe gesorgt, die Höchstabgabemenge für Biontech-Impfstoff für Arztpraxen ab der kommenden Woche zu deckeln, weil die zuletzt wieder stark steigende Nachfrage das verfügbare Angebot überschreitet. Dem Bund kann demnach in der kommenden Woche drei Millionen Dosen ausliefern, was aber nicht alle Bestellungen abdeckt. Spahn verwies auf den verfügbaren Alternativwirkstoff der Firma Moderna.
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