"Der wahrscheinlichste Zeitpunkt zur Eskalationsbereitschaft ist Ende Januar", sagte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksi Resnikow am Freitag. Der ukrainische Geheimdienst analysiere derzeit alle möglichen Szenarien.
"Es besteht die Möglichkeit einer groß angelegten Eskalation von Seiten Russlands", warnte der Verteidigungsminister. Er schätzte, dass Russland rund 100.000 Soldaten in der Nähe der ukrainischen Grenze, auf der von Moskau kontrollierten Krim und in den von pro-russischen Kämpfern gehaltenen Gebieten im Osten der Ukraine stationiert hat.
Derweil lehnte es der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba kategorisch ab, auf die angestrebte Nato-Mitgliedschaft zu verzichten und andere von Russland geforderte "Garantien" zuzusagen. Kiew forderte auch die USA und ihre Verbündeten auf, die von Moskau formulierten Forderungen zurückzuweisen - auch um die Spannungen an der russisch-ukrainischen Grenze abzubauen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte eine klare Absage des Westens an eine weitere Osterweiterung der Nato gefordert.
Russland und die USA arbeiten unterdessen nach Angaben des Kreml daran, einen Videogipfel zwischen Putin und US-Präsident Joe Biden zu organisieren. "Die Arbeit ist im Gange. Es handelt sich um eine Videokonferenz", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag. Das genaue Datum müsse noch vereinbart werden. Die Ankündigung erfolgte nach einem Treffen am Donnerstag am Rande eines OSZE-Gipels in Stockholm zwischen dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und seinem US-Kollegen Antony Blinken. Das Treffen "war eine gute Gelegenheit für beide Seiten, sich gegenseitig ihre Positionen klar und verständlich zu erklären", sagte Peskow weiter. Bei mehreren Themen würden jedoch die Positionen auseinandergehen.
Angesichts eines massiven Aufmarschs der russischen Streitkräfte an der Grenze zur Ukraine gibt es Befürchtungen, Russland könnte das Nachbarland angreifen. Moskau weist dies zurück. Im Gegenzug wirft der Kreml der Ukraine vor, sich vom Westen militärisch ausrüsten zu lassen, und prangert Nato-Militärmanöver nahe der russischen Grenzen an.
© Agence France-Presse