Für die Studie wurden die anonymisierten Gesundheitsdaten von mehr als 23 Millionen AOK-Versicherten aus den Jahren 2009 bis 2017 ausgewertet. Darunter waren fast 160.000 Menschen, die wegen einer Sepsis im Krankenhaus behandelt wurden. Die Forschenden werteten sowohl die Vorerkrankungen aus als auch neue Diagnosen in den drei Jahren nach der Sepsis.
Allein im ersten Jahr nach der Entlassung kam demnach bei drei Vierteln der Sepsis-Überlebenden eine neue Diagnose hinzu, mehr als 30 Prozent starben noch im ersten Jahr. In der Gruppe der unter 40-Jährigen stellten sich bei mehr als 56 Prozent im ersten Jahr nach der Krankheit psychische, kognitive und körperliche Folgeerkrankungen ein. Dabei machte es der Untersuchung zufolge nur einen geringen Unterschied, ob die Sepsis weniger schwer verlief oder sie auf der Intensivstation behandelt werden musste.
Eine spezielle Nachsorge gibt es allerdings kaum. Nur fünf Prozent der Sepsis-Überlebenden werden in eine Rehabilitationseinrichtung entlassen. Die Behandlungskosten pro Fall in den ersten drei Jahren nach der Erkrankung beziffert die Studie auf rund 29.000 Euro. Notfall- und Transportkosten, Hilfsmittel, Pflegekosten und indirekte Kosten wie Arbeitsausfall sind darin nicht enthalten. Die Studie erschien im Fachjournal "Jama Network Open".
Die Sepsis, im Volksmund meist Blutvergiftung genannt, ist die häufigste Todesursache bei Infektionen. In Deutschland werden jedes Jahr 320.000 Fälle im Krankenhaus behandelt, die Sterblichkeit im Krankenhaus liegt bei etwa 25 Prozent. Zehntausende Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland daran, auch weil die Erkrankung nicht früh genug erkannt wird.
Eine Sepsis wird durch eine überschießende Immunreaktion auf eine Infektion verursacht. Dieser lebensbedrohliche Zustand tritt ein, wenn die Antwort des Körpers auf eine Infektion die eigenen Gewebe so schädigt, dass Organe wie Niere oder Leber nicht mehr arbeiten. Auch die Mehrzahl der Behandelten mit schwerem Covid-19-Verlauf weisen aktuellen Untersuchungen zufolge eine Sepsis auf.
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