Auch der frühere Studentenführer Alex Chow, der inzwischen ebenfalls in den USA lebt, rief zu einem Wahlboykott auf. "Die Wähler in Hongkong sollten die Wahl boykottieren, weil dies eine Möglichkeit ist, gegen die Regierung zu protestieren", sagte Chow. Auch der bekannte Demokratieaktivist Nathan Law, der in Großbritannien lebt, und der nach Australien geflohene frühere Abgeordnete Ted Hui forderten die Hongkonger auf, der Wahl am 19. Dezember fernzubleiben.
Zahlreiche Demokratieaktivisten waren aus Hongkong geflohen, nachdem die chinesische Führung im vergangenen Jahr das umstrittene sogenannte Sicherheitsgesetz erlassen hatte, das den Behörden in Hongkong ein hartes Vorgehen gegen alle Aktivitäten erlaubt, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen. Über die Online-Netzwerke üben sie weiterhin großen Einfluss auf die Demokratiebewegung aus, während viele Aktivisten in Hongkong strafrechtlich verfolgt werden.
Die chinesischen Behörden hatten im März trotz massiver internationaler Proteste eine radikale Wahlrechtsänderung beschlossen. Das neue Wahlrecht soll sicherstellen, dass in Hongkong nur noch "Patrioten" als Abgeordnete für das Regionalparlament kandidieren dürfen. Durch die Wahlrechtsänderung wird das Hongkonger Parlament zudem von bisher 70 auf 90 Sitze vergrößert. Nur noch 20 statt wie bisher 35 von ihnen werden durch direkte Wahl besetzt. Aufrufe zum Wahlboykott in Hongkong sind dem Gesetz zufolge verboten. Es ist allerdings nicht illegal, einen ungültigen Stimmzettel abzugeben oder gar nicht zur Wahl zu gehen.
In Hongkong wurden bereits drei Menschen wegen eines Boykottaufrufs festgenommen. Die Behörden wollen auch mutmaßlich Verstöße gegen das neue Gesetz im Ausland verfolgen.
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