Das Aktionsbündnis gegen AIDS nimmt diesen Tag zum Anlass die Dokumentation der virtuellen, internationalen Konferenz vom 01.12. zu veröffentlichen. 177 Teilnehmende aus 38 Ländern sprachen mit internationalen Gästen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft über die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf HIV, Tuberkulose und Malaria. Diskutiert wurde weiterhin, welche Erfahrungen mit den HIV, TB und Malaria Epidemien auf die Arbeit mit COVID-19 übertragen werden können und welche Rolle die neue Bundesregierung als "Global Health Champion" bei den zu ergreifenden Maßnahmen und deren Finanzierung spielen könnte.
Der Zeitpunkt der Konferenz war gut gewählt: Die neue Bundesregierung ist gerade dabei sich zu formieren. Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz betont in seiner Rede zum Amtsantritt in dieser Woche die Fokussierung auf die Beseitigung von Armut und Hunger. Zur Beseitigung von Ungleichheiten muss auch das Recht auf Gesundheit im Sinne der SDGs in den Mittelpunkt gerückt werden. Denn nur so können nachhaltig bestehende und kommende Pandemien beherrscht werden.
Der Zugang zu HIV-Medikamenten ist für Menschen mit HIV eine Frage des Überlebens. Auch wenn in den letzten 20 Jahren vieles erreicht wurde - nach den Angaben von UNAIDS haben derzeit immerhin 30 Millionen Menschen einen Zugang zu Behandlung, der bspw. durch Programme des Globalen Fonds ermöglicht wird - aber, es warten immer noch rund 10 Millionen Menschen mit HIV auf Therapien. Dazu kommen im Jahr 2020 1,5 Millionen neue HIV-Infektionen.
In seinem Bericht über die zweite Session der Konferenz zu den Veränderungen der globalen Gesundheitsarchitektur schreibt der philippinische Community Aktivist Jeffry Acaba aus Thailand:
"Zwei Jahre nach der Entdeckung von COVID-19 lernen wir immer wieder aus denselben Fehlern, die wir auch bei HIV machen: Es reicht nicht aus, über die Mittel zur Bekämpfung einer Pandemie zu verfügen. Wir müssen diese Mittel so schnell wie möglich weitergeben. Wir müssen sicherstellen, dass wir Maßnahmen finanzieren, die von den am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen durchgeführt werden. Unabhängig davon, ob die derzeitige globale Gesundheitsarchitektur aufgrund der laufenden COVID-19-Pandemie neu definiert oder zurückgesetzt wird, braucht die Welt eine Architektur, die mehr Verantwortung übernimmt, insbesondere gegenüber denjenigen, die am meisten zurückgelassen werden."
Die Auswirkungen der mit Lockdowns einhergehenden COVID-19 Pandemie sind noch nicht abzuschätzen. Prof. Salim Abdool Karim präsentierte während des UNAIDS PCB Meetings diese Woche eine Studie aus Südafrika, demnach im April 2020 aufgrund des Lockdowns im Vergleich zum Vorjahr 47,6 % weniger HIV-Tests durchgeführt wurden. Im gleichen Zeitraum konnten 46,2 % weniger Menschen mit einer HIV-Therapie beginnen.
Zahlen wie diese erinnern daran, dass das Menschenrecht auf Gesundheit noch lange nicht durchgesetzt ist. Um die aktuelle Notlage zu verändern fordert UNAIDS die Weltgemeinschaft zur Beseitigung existierender Ungleichheiten auf. Nur wenn Ungleichheiten und Hürden im Zugang zu Versorgungssystemen beseitigt werden, wie sie für Menschen mit HIV und der mit HIV lebenden Schlüsselgruppen immer wieder berichtet werden, kann die HIV-Epidemie beendet werden.
Dass dies auch auf die COVID-19 Pandemie zutrifft, ist offensichtlich: während in Ländern mit ausreichenden finanziellen Ressourcen genug COVID-19 Impfstoffe verschiedener Hersteller vorhanden sind, bleiben die Impfraten in Niedrigeinkommensländern weit hinter den vereinbarten und erwarteten Ziellinien zurück. Die Pandemie kann jedoch nur eingedämmt und überwunden werden, wenn die gesamte Menschheit geschützt ist.
Es liegt an der neuen Bundesregierung sich jetzt als "Global Health Champion" zu erweisen und sicherzustellen, dass alle Menschen Zugang zu einer COVID-Impfung erhalten. Dies kann am besten durch die temporäre Aussetzung des TRIPS-Abkommens zu geistigen Eigentumsrechten auf COVID-19-Technologien geschehen, wie durch Südafrika und Indien gefordert und es durch die Mehrzahl der Staaten unterstützt wird.
Zur Beendigung der Ungleichheit ist die Einbindung der Menschen mit HIV und der sie repräsentierenden Communities eine weitere wichtige Voraussetzung. Der Community Aktivist Bryan Teixeira aus Frankreich schreibt in seinem Bericht über die letzte Session unserer Konferenz:
"Bis heute hat der GFATM rund 44 Millionen Menschenleben gerettet und die Zahl der HIV-Infektionen halbiert. Seine Investitionsrendite ist beträchtlich. Der GFATM weiß aus Erfahrung, dass eine mangelnde Einbeziehung und Reaktion der von HIV besonders betroffenen Communities auf die Aids-Pandemie zu einer allgemeinen Schwäche der HIV-Arbeit in einem Land führt. Daher konzentriert sich der GFATM auf die Stärkung von Aktivitäten in den Communities, z. B. auf die Zusammenarbeit zwischen den Menschen vor Ort, auf Maßnahmen, die durch Communities geführt werden, auf die Erweiterung der Räume für Communities und auf rechtsbasierte Ansätze zur Bekämpfung von Ungleichheit."
Mehr über die Konferenz erfahren sie hier:
Links den Konferenzvideos in Deutsch, Englisch und Russisch:
Internationaler Tag der Menschenrechte | Aktionsbündnis gegen AIDS (aids-kampagne.de)
Links zu den Konferenzberichten aus dem Blickwinkel von Communities in Deutsch und Englisch:
Jeffry Acaba:
Bryan Teixeira:
bryan_teixera_einsatz_fur_eine_welt_ohne_aids_-_d.pdf (aids-kampagne.de)
Foto: pixabay