Münster (SMS) Er ist Hobby-Historiker und leidenschaftlicher Chronist der Stadtgeschichte. Ein Überzeugungstäter, der jahrelang auf der Jagd nach immer neuen historischen Fotos, Postkarten, Zeitungsartikeln, Büchern, Broschüren, Stadtplänen und anderen Zeitdokumenten war, die die Entwicklung der Stadt Münster im Gedächtnis halten: Henning Stoffers, Münsteraner, Buchautor und Betreiber der anregenden und lesenswerten Homepage "Münster in alten Bildern und Dokumenten" (www.sto-ms.de). Viele tausend Klicks kann seine liebevoll zusammengestellte Website verzeichnen. Seine stadtgeschichtlichen Vorträge im Schloßtheater sind zu einer festen Einrichtung geworden. Henning Stoffers füllt schon mal den großen Kinosaal. Auch seine Vorträge im Stadtarchiv finden große Resonanz.
Zum seinem 75. Geburtstag nun erfüllt sich ein Herzensanliegen: Seine Sammlung geht an das Stadtarchiv und bleibt so der Nachwelt erhalten. Neue Besitzerin der Sammlung ist die Münsterländische Bank Thie & Co., die sie dem Archiv als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt. "Eine wahre Kostbarkeit", zeigt sich Oberbürgermeister Markus Lewe beeindruckt von der in weiten Teilen einzigartigen Münster-Dokumentation. Sie sei im Stadtarchiv, dem Gedächtnis Münsters, in besten Händen: "Mit vielen bisher unbekannte Ansichtskarten, Zeitungsausschnitten und Fotos lassen sich faszinierende Kapitel der Stadtgeschichte aufblättern und Alltagsgeschichten aus den letzten zwei Jahrhunderten erzählen ", so der OB.
Der Wert der bereits erschlossenen und digitalisierten Neuerwerbung liegt auch in ihrer Vielfalt. Da gibt es Bildgeschichten zu Stadtvierteln, Straßenzügen, Gebäuden, zu Themen wie Verkehr, Luftschutz, zur Promenade, zu wichtigen Persönlichkeiten und "kleinen Leuten". Ergänzt wird sie von unbekannten Archivalien von nicht mehr existenten Firmen, die spannende Einblicke in die lokale Wirtschaftsgeschichte geben.
Alles begann Anfang der 2000er Jahre, als Stoffers eine alte Fotopostkarte kaufte. Sie zeigte das Gauhaus am Aasee um1938. Bei näherem Hinsehen entdeckte er den Schriftzug "NSDAP" und den Reichsadler am Hakenkreuz, Limousinen vor dem Gauhaus und Passanten. Die Neugier des ehemaligen Bankers war geweckt, die saubere Recherche und seine Blick für kleinste Details wurden sein Markenzeichen. Erst kürzlich, bei einem seiner Vorträge "Münster in bewegten Zeiten", überraschte er im Schloßtheater mit einem Stadtplan, der zeigt, dass 1880 ein Rhein-Weser-Elbe-Kanal geplant war, der am Schlossplatz vorbei durch das Kreuzviertel führen sollte.
"Doch Stoffers bewegt sich nicht nur auf allgemein historischen Pfaden", weiß Stadtarchivleiter Dr. Peter Worm. "In seiner Sammlung spiegelt sich der Alltag der Menschen in Münster: die erste Tanzstunde, die ersten Kommunion, ein Tag im Büro, ein Waschtag oder ein erster Ausflug mit dem Auto." Das alles wird nun im Stadtarchiv einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Info: Die Sammlung Stoffers umfasst u.a. rund 2800 Ansichtskarten, 4000 Fotos, 15 000 Bilddateien aus Privatbesitz. Dazu kommen circa 20 laufende Meter Bücher und Zeitschriften. Stadtpläne und Zeitungen ergänzen den stadtgeschichtlichen Bestand. Schon bald können Interessierte im Lesesaal des Stadtarchivs darauf zurückgreifen.
Foto: Stadt Münster