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Neue Katastrophen-Pläne

Jeder einzelne sollte sich fragen: Kann mir das auch passieren? Mit den Hochwassergefahrenkarten des Landes NRW lässt sich prüfen, ob das eigene Grundstück betroffen ist...

Münster. Die Hochwasserrisikomanagementpläne Ems und Rhein wurden aktualisiert. Sie sind ab heute (Mittwoch, 22. Dezember) über die Internetseite der Bezirksregierung Münster unter https://www.bezreg-muenster.de/de/service/bekanntmachungen/verfahren/index.html; Wasserrechtliche Verfahren; Hochwasserrisikomanagementplan Ems und Rhein, abrufbar. Zusätzlich werden die Unterlagen vom 10. Januar 2022 bis einschließlich 9. Februar 2022 zur Einsichtnahme bei der Bezirksregierung Münster, Emil-Werth-Haus, Nevinghoff 22, 48147 Münster, ausgelegt.


Schäden durch Hochwasser und Starkregen

In der abschließenden Phase der Fertigstellung der vorliegenden Hochwasserrisikomanagementpläne für die deutschen Teile der Flussgebietseinheiten Ems, Rhein, Maas, Weser, die in einem umfangreichen Prozess zwischen 2016 bis 2021 erarbeitet wurde, haben in der Flussgebietseinheit Rhein im Juli 2021 Unwetter zu katastrophalen Verwüstungen geführt. Außerordentliche Niederschläge mit nachfolgenden Überflutungen führten zu großem Leid in der Bevölkerung und zu immensen Sachschäden. Die gründliche Aufbereitung der Katastrophe ist eine komplexe Aufgabe, die weit über das Jahr 2021 hinaus andauern wird.

Starkregen ist ebenso wie Hochwasser in Flüssen ein Naturereignis. Wissenschaftler sind sich einig, dass wir zukünftig häufiger mit derartigen Extremereignissen rechnen müssen. Durch Vorsorge können entstehende Schäden minimiert werden. Hierbei ist das Handeln aller Verantwortlichen - bis zum einzelnen Bürger - gefordert!


Was kann der Bürger tun?

Jeder einzelne sollte sich fragen: Kann mir das auch passieren? Mit den Hochwassergefahrenkarten des Landes NRW lässt sich prüfen, ob das eigene Grundstück betroffen ist, wenn Flüsse und Bäche über die Ufer treten. Die Karten finden sich im Internet unter http://www.flussgebiete.nrw.de.

Wenn die Überflutungen, wie im Juli 2021 in Teilen Nordrhein-Westfalens, durch Starkregen entstehen, können auch Flächen weitab vom Gewässer betroffen sein! Über Vorsorge muss der Bürger also in jedem Fall nachdenken. Hilfe dabei bietet beispielsweise der Hochwasserpass im Internet: http://www.hochwasser-pass.com. Hier kann sich jeder Bürger kostenlos über die Gefährdung seines Hauses durch Hochwasser, Starkregen oder Kanalrückstau informieren.


Darüber hinaus hat das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) eine Starkregenhinweiskarte flächendeckend für Nordrhein-Westfalen (Starkregenhinweiskarte NRW des BKG) erstellt und diese im Oktober 2021 auf der Internetseite www.geoportal.de veröffentlicht.


Was tun das Land und die Kommunen?

Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Kommunen beim Aufbau des Starkregenrisikomanagements mit der im Jahr 2018 veröffentlichten "Arbeitshilfe kommunales Starkregenrisikomanagement" und mit Fördermitteln.

In den aktuellen Hochwasserrisikomanagementplänen 2021 - 2027 für die Flussgebiete Ems, Rhein, Weser, Maas ist dargestellt, was die Kommunen, die Kreise und die Landesbehörden tun wollen, um die Schäden durch Hochwasser in Zukunft zu minimieren. Die Hochwasserrisikomanagementpläne Ems und Rhein werden ab dem 22. Dezember 2021 auf den Internetseiten der Bezirksregierung Münster veröffentlicht. Unter http://www.flussgebiete.nrw.de befinden sich neben allen Hochwasserrisikomanagementplänen, an denen Nordrhein-Westfalen beteiligt ist, auch weitere Information zum Hochwasserrisikomanagement.


Die Bandbreite der möglichen Maßnahmen in den Hochwasserrisikomanagementplänen reicht von der Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu Katastrophenschutzübungen. Wenn größere Bereiche von Hochwasser bedroht sind, steht oft die Schaffung von mehr Rückhalteraum durch naturnahe Gewässerentwicklung im Vordergrund. Hierdurch lassen sich gleichzeitig Vorteile für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, also für die Gewässerökologie realisieren, für attraktivere Stadtentwicklungen und für die Erholung der Menschen.


Ökologische Hochwasserschutzprojekte

Ein erfolgreiches Beispiel solcher Projekte kann man in Beckum erleben, wo die Werse in den letzten Jahren naturnah umgestaltet wurde. Das Ergebnis ist heute ein Fluss, in dem Tiere und Pflanzen besser leben können und der den Menschen mehr Lebensqualität schenkt. Gleichzeitig wird durch das Projekt das Risiko von Überschwemmungen im Siedlungsbereich minimiert.

Auch in den Städten Coesfeld und Stadtlohn werden aktuell an der Berkel derartige Projekte zur Gewässerumgestaltung umgesetzt, um Hochwasserschutz mit Ökologie und Stadtattraktivität zu verbinden. Die Kommunen erhalten dabei finanzielle Unterstützung vom Land NRW.


Um nach den Starkregenereignissen in 2014 in Zukunft besser geschützt zu sein, hat die Stadt Münster einen als Radweg genutzten Damm an der Kanalstraße durch eine Erhöhung um bis zu 80 Zentimeter auf einer Länge von knapp 800 Metern als Hochwasserschutzanlage ausgebaut. Vor dem Deich wurde für die Münstersche Aa eine Sekundäraue angelegt, welche mehr Rückhalteraum für Hochwasser und zugleich Platz für eine naturnahe Gewässerentwicklung schafft. So werden nicht nur der Hochwasserschutz verbessert, sondern zugleich die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie verfolgt. Und auch Münsters Bürger freuen sich über mehr Erlebbarkeit ihrer Aa.


Das Hochwasserschutzkonzept Bocholter Aa wird aktuell der Öffentlichkeit präsentiert. Für die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzepts Issel hat ein eigens gegründeter Zweckverband die Arbeit aufgenommen.


In Rheine wurde zum Schutz vor Hochwasser im Siedlungsbereich eine Hochwasserschutzmauer von etwa einem Kilometer und einer Höhe von bis zu maximal 2,20 Meter (im Mittel etwa ein Meter) über Gelände entlang des Timmermannufers errichtet.


Im Einzugsgebiet des Axtbachs haben sich in der Vergangenheit einige Hochwasser ereignet, die Anlass für entsprechende Schutzmaßnahmen waren. In Oelde wurden gemäß einem Hochwasserschutzkonzept vier neue Hochwasserrückhaltebecken gebaut. Ein weiteres bereits vorhandenes Becken wurde angepasst. Durch die Hochwasserschutzmaßnahmen wurden bisher 230.000 Kubikmeter neues Retentionsvolumen geschaffen. Das inzwischen fertiggestellte Becken in Ennigerloh weißt ein relativ großes Volumen von 50.000 Kubikmetern auf. Am Mühlenbach wurden auf einer Länge von rund 200 Metern naturnahe Profilgestaltungen vorgenommen.


Über weitere geplante und umgesetzte Maßnahmen in ihrem Gemeinde- bzw. Stadtgebiet informieren die Kommunensteckbriefe NRW, die Sie unter http://www.flussgebiete.nrw.de einsehen können.


Link zum Amtsblatt: https://www.bezreg-muenster.de/zentralablage/dokumente/service/amtsblaetter/amtsblaetter_2021/50_21Amtsblatt.pdf



Bildzeile: Hochwasserrückhaltebecken Hede in Oelde


Bildquelle: Bezirksregierung Münster