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Straßen, Namen, Geschichten

Laut Katasteramt gibt es über 2.000 Straßen in Münster. Jede davon ist trägt einen eigenen Namen. Benannt nach berühmten Persönlichkeiten, nach Gebäuden und Bauwerken, nach historischer Nutzung. Unsere Spurensuche beginnt – wie sollte es anders sein – mit dem Buchstaben A…

Tatsächlich gibt es eine Adolfstraße in Münster. Mitten im Mauritzviertel zwischen Overbergstraße und Dodostraße irritiert dieser Namen im ersten Augenblick ein wenig, ist jedoch nach dem jüngsten Sohn des Grafen von Tecklenburg benannt. Jener Adolf wurde 1216 zum Bischof von Osnabrück gewählt und 2017 geweiht. Wir sind beruhigt. Jeder Münsteraner kennt wohl den Kanonengraben. Parallel zur Promenade zieht sich die Straße, die eigentlich Am Kanonengraben heißt, oberhalb der Wiese, die für ihren blumigen Slogan „Münster bekennt Farbe“ bekannt ist. Es wird vermutet, dass die Franzosen im Siebenjährigen Krieg dort ihre Kanonen versenkt haben. Gesichert ist diese Überlieferung indes nicht. Gesichert und ganz sicher vielen bekannt ist hingegen Adolf Kolping (1813-1865), als Priester und Gründer der Kolping-Gesellenvereine. Warum gerade dieser Platz in der Innenstadt zum Adolf-Kolping-Platz wurde, begründet sich aus seiner Nähe zur Kaplanei von Sankt Aegidii, dem Ausgangs- und Gründungsort der Kolpingvereine. Wer aber weiß schon, welche Persönlichkeit sich hinter dem Straßennamen Adolf-Reichwein-Straße verbirgt. In Kinderhaus, unweit vom Idenbrock-Platz entfernt, ist weder die Straße noch der Name allseits bekannt. Dabei ist die Geschichte des Pädagogen, Sozialdemokraten und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime durchaus erzählenswert. Als bekannter Lehrer und Reformpädagoge der Weimarer Republik gilt Reichwein (1898-1944) als Wegbereiter der modernen Erlebnispädagogik. Als Mitglied des Kreisauer Kreises, einer zivilen Widerstandgruppe im Nationalsozialismus und seiner Kontakte zu Stauffenberg, wurde Adolf Reichwein zum Tode verurteilt und 1944 erhängt. Noch immer sind mehr als 30 Schulen und pädagogische Einrichtungen nach ihm benannt. Bereits erahnen können wir indes den Ursprung der Straßen Alter Fischmarkt und Alter Steinweg. Ja! Am Alten Fischmarkt wurden von Februar 1602 bis 1774 Fische verkauft – und zwar auf Anordnung des Rates – ausschließlich dort. Vereidigte Fisch- und Marktmeister achteten darauf, dass keine Vor- und Unterkäufe stattfanden. Der Verkauf von faulem Fisch stand unter Strafe. Der Alte Steinweg zählte zu den ältesten Verkehrsachsen und war, als eine der wenigen geplasterten Straßen, eine wichtige Handelsstraße. Unzählige Straßennamen mit dem Anfangsbuchstaben A beginnen mit An, Am oder Auf. Allein 22 Namen weisen auf nahe fließende Bäche hin. So zum Beispiel: Am Emmerbach, Am Getterbach, Am Gievenbach, Am Graelbach, Am Hornbach, Am Juffernbach, Am Kleibach, Am Lohausbach, Am Lütkebach, Am Meckelbach… Glasklar ist meist auch  der Ursprung der Straßennamen die mit An beginnen. An der alten Ziegelei, An der Germania Brauerei, An der Wersebrücke… Bei Namen wie  Am Nubbenberg in Kinderhaus Ost trifft Historie auf Standorthinweis und dann erschließt sich nicht immer  Name direkt. Den Nubbenberg als solchen gibt es nicht mehr – Gott sei Dank – war er doch eine mit Wassergraben umgebene Richtstätte. Hier wurde „Recht“ und die Feme (die Verbannung aus der Gesellschaft) gesprochen. Und, je nach Schwere der Schuld, wurden die Verurteilten direkt auf dem Nubbenberg erhängt. Widmen wir uns jedoch zum Schluss noch einer Persönlichkeit, die es durch ihr Tun und vielleicht auch nur durch ihr Sein auf ein Straßenschild gebracht haben. Axel Hammer (1804-1899), der es zwar nicht bis zur Straße aber immerhin bis zum Axel-Hammer-Weg in Münster Nienberge geschafft hat. Und dort ist er genau richtig, war er doch im 19. Jahrhundert über 50 Jahre lang Nienberges, offenbar nicht ganz so typischer, Ortspfarrer. Als Pfarrer voll kindlicher Frömmigkeit, stets gekleidet in der Tracht des 18. Jahrhunderts, hat er bis zu seinem Tod im Jahre 1899 im spitzgiebligen, einstöckigen Pfarrhaus in Nienberge gelebt.  


Genug der A(ha)´s. Demnächst mehr zur Bäckergasse, zum Burloh, Bernhardstraße und den vielen anderen B´s in unserem Stadtbild. 

Foto: Christiane Gasche

Quelle: Website des Vermessungs- und Katasteramtes der Stadt Münster