Der Anteil ist damit über 50 Prozent höher als der Bundesschnitt, der bei 14 Alkoholkranken je 1000 Personen liegt. Auffällig ist demnach, dass die Rate der Alkoholkranken in allen ostdeutschen Ländern vergleichsweise hoch ist. So seien in Sachsen 19 je 1000 Personen betroffen, in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen je 17 auf 1000.
Spitzenreiter im Westen sind neben Bremen auch Hamburg (18 je 1000) und Schleswig-Holstein (17 je 1000). Es folgen Niedersachen (14), Bayern (13) sowie Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und das Saarland mit je zwölf pro 1000 Personen. Den geringsten Anteil an Alkoholkranken gab es in Rheinland-Pfalz mit elf je 1000 Personen.
"Die massiven regionalen Unterschiede bei der Alkoholabhängigkeit sind rein medizinisch nicht erklärbar", sagte die leitenden Barmer-Medizinerin Ursula Marschall dem RND. "Hier dürften auch soziodemographische Faktoren eine Rolle spielen."
Wie aus der Barmer-Auswertung weiter hervorgeht, waren im vergangenen Jahr in Deutschland insgesamt 820.000 Männer und 329.000 Frauen erwiesenermaßen alkoholabhängig. Dabei sind vor allem Menschen in der zweiten Lebenshälfte betroffen gewesen. So waren unter den 55- bis 60-jährigen Männern zuletzt rund 131.000 alkoholabhängig und knapp 51.000 Frauen in derselben Altersgruppe.
"Alkoholismus manifestiert sich in der Regel über viele Jahre und kommt vor allem in der Generation der Babyboomer der 50er- und 60er-Jahre vor", betonte Marschall. Damals habe Alkohol einen anderen Stellenwert gehabt. Heute stünden in der Gesellschaft dagegen die Risiken viel stärker im Vordergrund.
Gleichwohl sei die Zahl der Menschen mit der Diagnose Alkoholabhängigkeit in den vergangenen fünf Jahren von 1,09 auf 1,15 Millionen Betroffene gestiegen, wobei es vom Jahr 2019 auf 2020 einen minimalen Rückgang gegeben habe. Dieser lasse sich mutmaßlich auf die Corona-Pandemie zurückführen und die Tatsache, dass weniger Menschen ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hätten. Dadurch seien einige Fälle auch unentdeckt geblieben, betonte die Barmer-Medizinerin dem RND gegenüber.
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