Er drücke "im Namen aller Südafrikaner seine tiefe Trauer" aus, erklärte Staatschef Ramaphosa. Tutus Tod sei "ein weiteres Kapitel der Trauer im Abschied unserer Nation von einer Generation herausragender Südafrikaner, die uns ein befreites Südafrika hinterlassen haben". Tutu sei "ein Mann von außergewöhnlicher Intelligenz, integer und unbesiegbar gegen die Kräfte der Apartheid" gewesen und habe sich "für die Unterdrückten auf der ganzen Welt" eingesetzt, fügte Ramaphosa hinzu.
"The Arch", wie Tutu liebevoll von den Südafrikanern genannt wurde, galt auch im hohen Alter noch als die moralische Stimme seines Landes. Zuletzt trat der als heiter und energetisch bekannte Friedensnobelpreisträger mit dem gewinnenden Lächeln jedoch nur noch selten in der Öffentlichkeit auf und wirkte vom Alter gezeichnet.
Im Mai zeigte er sich seinen Landsleuten, als er gemeinsam mit seiner Frau Leah die Covid-Impfung erhielt. Im Rollstuhl sitzend winkte er in die Kameras - ein Bild, das nur schwer mit dem lebhaften Mann zu vereinbaren war, der einst die Welt mit seiner scharfen Kritik an Südafrikas Apartheid-Regimes in seinen Bann zog. Zuletzt war er bei den Feierlichkeiten zu seinem 90. Geburtstag in der Öffentlichkeit zu sehen.
Tutu, am 7. Oktober 1931 in Klerksdorp nahe Johannesburg geboren, wurde im Alter von 30 Jahren zum anglikanischen Priester geweiht, nachdem er zunächst als Lehrer gearbeitet und unter anderem am Londoner King‘s College Theologie studiert hatte. 1984 bekam Desmond Tutu den Friedensnobelpreis für seine Opposition gegen das Apartheid-Regime in Südafrika verliehen. Im selben Jahr wurde er der erste schwarze Bischof von Johannesburg und forderte ein Embargo gegen die Regierung der weißen Minderheit.
Einen seiner wichtigsten Aufträge erhielt Tutu nach dem Ende der Apartheid: Ab 1996 führte er die Wahrheits- und Versöhnungskommission an, die öffentliche Anhörungen zu den Gräueltaten während der Apartheid abhielt. Der Bischof prägte den Ausdruck "Regenbogennation" für Südafrika, als Nelson Mandela 1994 der erste schwarze Präsident des Landes wurde. Trotz seiner Botschaft der Versöhnung wurde Tutu nicht müde, auch nach dem Ende der Apartheid weiter Missstände anzuprangern, was ihn bis heute in großen Teilen der südafrikanischen Bevölkerung beliebt macht.
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