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Mittelmeer-Unglück mit vielen Toten

Bei Bootsunglücken auf dem Mittelmeer sind rund um Weihnachten dutzende Menschen ums Leben gekommen.

Allein an Heiligabend barg die griechische Küstenwache nach zwei Bootsunglücken in der Ägäis 27 Leichen. 28 weitere tote Migranten wurden am Sonntag an der libyschen Küste angespült. Von zahlreichen Seenotfällen berichtete auch die Crew des Rettungsschiffs "Sea-Watch 3", die binnen 30 Stunden 350 Menschen aufnahm.

Bis Freitagabend barg die griechische Küstenwache nahe der Kykladen-Insel Paros 16 Leichen, darunter die Leichen von drei Frauen und einem Baby. 63 Menschen konnten gerettet werden, nachdem das Boot gekentert und gesunken war.

Nur Stunden vor dem Bootsunglück vor Paros war nahe der Insel Andikythira nordwestlich von Kreta ein Boot auf Grund gelaufen, elf Leichen wurden geborgen. 90 Menschen, die sich auf eine kleine Insel nördlich von Andikythira retten konnten, wurden den Behörden zufolge in Sicherheit gebracht. Unter den Geretteten sind den Angaben zufolge 27 Kinder und elf Frauen.

Die Küstenwache suchte während der Feiertage mit Patrouillenbooten und einem Flugzeug nach weiteren Überlebenden, auch private Schiffe beteiligten sich an der Suche. Nach Angaben der Küstenwache vom Samstag wurden zwei der auf Andikythira entdeckten Menschen festgenommen. Sie werden demnach des Menschenschmuggels verdächtigt.

Bereits am Mittwoch war in der Nähe der Kykladen-Insel Folegandros ein Flüchtlingsboot gesunken. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben, dutzende weitere gelten offiziell noch als vermisst. Nach Angaben der 13 Überlebenden waren zwischen 32 und 50 Menschen an Bord gewesen.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR war das Unglück vor Folegandros vermutlich das schlimmste Unglück in der Ägäis in diesem Jahr. Es sei eine "schmerzliche Erinnerung daran, dass sich Menschen auf der Suche nach Sicherheit weiterhin auf gefährliche Reisen begeben", sagte der stellvertretende Repräsentant des UNHCR in Griechenland, Adriano Silvestri.

Ein schweres Bootsunglück ereignete sich kurz vor Weihnachten auch vor der libyschen Küste. Wie ein Behördenvertreter sagte, wurden am Sonntag in der rund 90 Kilometer von Tripolis entfernten Region Al-Alus die Leichen von 28 Menschen am Strand angespült. 

"Der Verwesungszustand der Leichen lässt darauf schließen, dass sich der Schiffbruch vor mehreren Tagen ereignete", sagte der Behördenvertreter. Mit einem weiteren Anstieg der Totenzahl sei zu rechnen. Drei Überlebende des Bootsunglücks wurden nach Angaben des Behördenvertreters von Mitarbeitern des Libyschen Roten Kreuzes geborgen.

Zeuge mehrerer Seenotfälle auf dem Mittelmeer wurde während der Weihnachtstage auch die Besatzung der "Sea-Watch 3". Innerhalb von rund 30 Stunden war die Crew an vier Rettungen beteiligt, wie die Organisation Sea-Watch am Samstag im Online-Dienst Twitter mitteilte. 350 Menschen würden nun auf dem Rettungsschiff versorgt.

223 Gerettete hatten an Heiligabend das Schiff "Sea-Eye 4" verlassen können. Nach "harten acht Tagen auf See" seien die Menschen in Pozzallo auf Sizilien von Bord gegangen, teilte die Organisation Sea-Eye mit. 

Auch die Küstenwachen Griechenlands und Tunesiens meldeten erfolgreiche Rettungseinsätze zu Weihnachten: Vor der griechischen Halbinsel Peloponnes wurden am Freitag demnach 92 Jungen und Männer von einem in Seenot geratenen Boot gerettet. Drei mutmaßliche Schlepper, die zu Fuß flüchteten, wurden später festgenommen. Die tunesische Küstenwache meldete am Samstag die Rettung von 48 Migranten, die mit ihrem Boot von der libyschen Küste aus in Richtung Europa aufgebrochen waren.

Nach Schätzungen des UNHCR sind von Januar bis November dieses Jahres mehr als 2500 Migranten auf dem Seeweg nach Europa gestorben. Seit 2015 haben fast eine Million Menschen, hauptsächlich Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien, von der Türkei aus griechische Inseln und damit die EU erreicht.

isd/lan