Im 21. Fall von Bukow und seiner Kollegin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) werden neben den Mordermittlungen erneut die Geschehnisse aus der Polizeiruf-Folge „Für Janina“ aus dem Jahr 2018 aufgegriffen. Der inhaftierte Guido Wachs meldet sich hierin überraschend bei König.
Ein über Funk eingehender Notruf führt Kriminalhauptkommissar Alexander „Sascha“ Bukow (Charly Hübner) zu einer Rostocker Villa. Michael Norden, ein millionenschwerer Jungunternehmer, öffnet dem Polizisten am späten Abend die Tür – Bukow erkennt den bekannten Bürger der Hansestadt gleich. Die zwei Männer überprüfen im Krimi „Söhne Rostocks“ umgehend die Alarmanlage, die zwar zu funktionieren scheint, aber nicht angeschlagen hat. Von einem Einbruch will der Gründer der erfolgreichen Zeitarbeitsfirma „RODI-Time“ ebenfalls nichts wissen. „Hm, komisch“, denkt der Kommissar und sieht sich in dem noblen Anwesen um. Doch Einbruchspuren findet er tatsächlich keine.Doch Einbruchspuren findet er tatsächlich keine.
Sascha Bukow will sich gerade von Norden verabschieden, als die beiden ein Gepolter aus der Garage hören. Mit der Waffe im Anschlag öffnet der Ermittler langsam das Tor – als ihm plötzlich ein Mann mit blutüberströmten Gesicht entgegenwankt, vornüber kippt und Bukow regelrecht unter sich begräbt. Der geschockte Hausbesitzer, der den Sterbenden zu kennen scheint, steigt in seinen schwarzen Porsche und rast davon. Dem bewegungsunfähigen Fahnder bleibt nichts anderes übrig, als Michael Norden hinterherzurufen, er solle bleiben. Vergebens, der Firmenchef ist über alle Berge.
Als Hauptkommissarin Katrin König am Tatort eintrifft, um ihren Kollegen zu unterstützen, gibt es bereits erste Ergebnisse zur Identität des Toten: Frank Fischer, 36 Jahre, ist in Bukows Armen gestorben. Anders als der kennt König den flüchtigen Norden allerdings nicht: mit der Boulevardpresse hat sie nichts am Hut. Sascha Bukow hingegen weiß im Polizeiruf „Söhne Rostocks“ zu berichten, dass der Firmeninhaber bekannt sei für seine schnellen Autos und attraktiven, jungen Begleiterinnen. Warum ist der Self-made-Millionär vom Ort des Geschehens einfach abgehauen? Spätestens jetzt, nach der Überwindung des ersten Schocks, hätte er zurückkommen müssen. „Der weiß doch, dass er sich verdächtig macht, wenn er solange wegbleibt“, rätselt König, „da ist irgendwas ziemlich schiefgelaufen.“ Bukow erwidert ein Brummen zur Bestätigung.
Michael Norden wird Probleme haben, sich in der Umgebung Rostocks zu verstecken, schließlich sei er so bekannt wie ein bunter Hund, konstatiert Kriminaloberkommissar Anton Pöschel bei der Teamsitzung zum Fall „Söhne Rostocks“ am nächsten Morgen. Die Spur führt zur ehemaligen Jugendliebe Nordens, Beate Hövermann, mit der er vor 20 Jahren eine Beziehung führte. Hövermann, Norden und Frank Fischer waren schon zu Schulzeiten gute Freunde gewesen. Beates rebellischer 17-jähriger Sohn Jon, den die geringverdienende Mutter alleine großzieht, wurde angeblich von Michael gezeugt, doch der leugnet die Vaterschaft bis heute. Mit einer einmaligen Zahlung von fünftausend Euro hat der wohlhabende Geschäftsmann versucht, seine Ex abzuwimmeln. Überhaupt gilt der Unternehmer als unsympathisch, jähzornig, gierig und narzisstisch: Der Mann hat mehr Feinde als Freunde.
Weder Beate noch Nordens aktuelle zehn Jahre jüngere Freundin Alexandra Viegel kann (oder möchte?) Informationen über den Verbleib des Flüchtigen liefern. Und dabei ist immer noch vollkommen unklar, warum Fischer im NDR-Polizeiruf eigentlich sterben musste.
Ein Jogger findet den verlassenen Porsche in einem kleinen Waldstück am Rande Rostocks, darüber hinaus gibt es jedoch keine weiteren Hinweise, wo sich der Tatverdächtige mittlerweile aufhalten könnte. Ein ehemaliger Geschäftspartner Nordens, der Immobilienhändler Stefan Larges, berichtet den Kommissaren Bukow und König bei ihrem Besuch in seinem Haus allerdings, dass der Flüchtige ihn vor kurzem aufgesucht und Geld verlangt habe. Offenbar habe sich der prämierte „Jungunternehmer des Jahres“ bei der Börse verzockt. Larges blockte jedoch ab. In einem Tobsuchtsanfall verwüstete Michael Norden daraufhin das Wohnzimmer seines früheren Freundes. Kommt Norden aufgrund seines unberechenbaren Temperaments als Mörder in Frage? Die Indizien verdichten sich gegen ihn.
Zeitgleich zur laufenden Fahndung gerät Katrin König erneut in
Bedrängnis: Ein Fall, der vor zwei Jahren aus dem Ruder lief, zieht
Folgen nach sich. Guido Wachs, der seine Inhaftierung der Falschaussage
Königs zu verdanken hat, meldet sich aus der JVA – in Briefform. Dessen
Anwalt steht unvermittelt in der Bürotür und übergibt der Kommissarin
einen großen Umschlag von Wachs. Fünfzehn lange Jahre soll der
Kriminelle wegen ihr im Knast sitzen, und er appelliert an das schlechte
Gewissen der Kriminalbeamtin. Und das scheint Früchte zu tragen …
Markus Busch, der Drehbuchautor des Polizeirufs aus Rostock, war in der Vergangenheit bereits für den NDR-Tatort „Borowski und das Fest des Nordens“ (Tatort-Folge 1025)
verantwortlich. Selten schreibt Busch 0815-Kriminalgeschichten, und so
hebt sich auch die Story vom gefallenen Self-made-Millionär im 21. Fall
von Bukow und König vom Üblichen ab. Die Spannungskurve ist gemäßigt,
stattdessen setzen Autor Busch und Regisseur Christian von Castelberg
auf die Darstellung von Tilmann Strauß, der den Geschäftsmann Norden
spielt. In der ersten Szene des Films noch adrett gekleidet, mit sorgsam
gegeltem Haar, verkommt der Unternehmer im Laufe seiner Flucht
zunehmend, er kokst, zieht sich die Kapuze tief ins Gesicht, ist
unrasiert und sicher nicht gut duftend. Hochmut kommt eben vor dem Fall.
Titelbild: Ermittlerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau)
Foto: NDR/Christine Schroeder