Mit
einem Aufruf, zuversichtlich, mutig und mit Vertrauen das neue Jahr zu
beginnen, hat heute (1. Januar 2022) der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Bischof
Dr. Georg Bätzing, den Neujahrsgottesdienst in Limburg gefeiert.
„Heute fängt etwas an, von dem wir noch nicht wissen, wie es weitergeht und schon gar nicht, wie es endet. Und darum braucht es Zuversicht, Mut und Vertrauen am Anfang eines neuen Jahres.“ Der erste Tag im Jahr gebe immer auch den Impuls zu überdenken und zu planen, was man persönlich ändern möchte, was gemeinsam angepackt werden will und wo der Mensch vom Glauben in die Verantwortung gerufen werde. Neujahr fühle sich oft wie der erste Tag vom Rest des Lebens an.
Gleichzeitig erinnerte Bischof Bätzing an das zurückliegende Jahr: Ein herausforderndes Jahr mit Hoffnung und Leid, mit Aufbrüchen und Katastrophen, mit Vernichtung und Solidarität, mit einem Auf und Ab der Pandemie liege hinter den Menschen. Was das neue Jahr 2022 bringe, sei noch nicht klar und wie sehr man sich auch anstrenge, seien die Konturen noch nicht erkennbar. Der Januar sei der Monat, in dem Türen geschlossen würden und sich Tore öffnen.
Bischof Bätzing ging in seiner Predigt auch auf das Hochfest der Gottesmutter Maria und wiederaufkommenden Antisemitismus in Deutschland ein. An diesem Tag gelte es, Maria besonders zu danken. Papst Pius XI. habe das Fest 1931 eingerichtet und wollte damit an das Konzil von Ephesus (431) anknüpfen, das Maria den Titel „Gottesgebärerin“ zuerkannte. Bei diesem frühchristlichen Konzil ging es vor allem um Fragen, die Jesus betrafen und man versuchte zu klären, wer er sei, woher er komme und wie er zu Gott stehe. „Aber diese Fragen lassen sich nicht ohne einen Blick auf seine menschliche Mutter Maria beantworten. Maria, die Frau aus Nazareth, eine Jüdin, hat ihm das Leben geschenkt. Sie hat ihren Sohn begleitet. Als alle flohen, blieb sie beim Kreuz. Und sie war dabei, als die Kirche ihren Anfang nahm. Darum steht Maria bei vielen Gläubigen so hoch im Kurs“, erklärte der Bischof. Das Evangelium des Neujahrtages blicke jedoch nicht auf Maria, sondern auf die jüdischen Wurzeln Jesu. Lange habe der Tag deshalb auch „Fest der Beschneidung Jesu“ geheißen. „Und es ist wichtig, immer wieder daran zu denken, wie sehr Juden und Christen verwandt sind. Wir entstammen einer einzigen Wurzel. Darum müssen gerade wir aufstehen und unsere Stimme erheben, wenn wieder frech und unverhohlen antisemitische Parolen und Straftaten verübt werden“, stellte Bischof Bätzing klar.
Der 1. Januar ist zudem der Weltfriedenstag. Dieses Signal sei Papst Paul VI. zu verdanken. Er habe zum Jahresanfang 1968 einen Tag des Gebetes und des Bemühens um den Weltfrieden ins Leben gerufen. Damit setzte er das Zeichen, dass Frieden kein Zustand und schon gar keine Selbstverständlichkeit sei. Frieden sei ein Weg, beschwerlich und mühevoll. „Immer und immer wieder braucht es den Widerstand gegen aufkeimenden Hass, gegen zerstörerische Wut und die Saat von Unwahrheit und Einschüchterung, mit denen die einen um den kulturellen Vorrang vor den anderen, um bessere Lebensbedingungen, größeren Wohlstand und um Zugang zu Bodenschätzen kämpfen“, so Bischof Bätzing. Frieden entstehe nicht durch konkurrierendes Gerangel, sondern sei die Frucht der Gerechtigkeit. Der Weltfrieden sei auch heute bedroht. Viel zu viele Menschen hätten noch nie in friedlichen Verhältnissen gelebt und wüssten gar nicht, was Frieden ist. „Und darum wollen wir uns heute als ‚Werkzeuge des Friedens‘ zur Verfügung stellen und uns um Frieden in unseren Herzen und in unseren kleinen Lebenswelten bemühen.“