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Brand in Südafrikas Parlamentskomplex

Im Gebäudekomplex des südafrikanischen Parlaments in Kapstadt hat ein Brand große Schäden angerichtet.

Der Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses sei komplett zerstört worden und das Feuer weiterhin nicht unter Kontrolle, sagte ein Parlamentssprecher am Sonntag. Die Polizei ging von Brandstiftung aus und nahm einen Verdächtigen fest. Opfer wurden zunächst nicht gemeldet.

Das Dach des alten Versammlungsgebäudes stürzte ein. Das 1884 fertiggestellt Gebäude ist das älteste des Parlamentskomplexes und verfügt über einige holzgetäfelte Sitzungsräume. Zunächst waren die Behörden davon ausgegangen, dass der Brand hier gegen 04.00 Uhr (MEZ) ausgebrochen war.

Parlamentssprecher Moloto Mothapo sprach später jedoch von "zwei Brandherden, die in zwei verschiedenen Teilen des Parlaments ausgebrochen sind". Die Polizei nahm einen 51-Jährige Mann fest, der sich im Parlamentskomplex aufgehalten hatte. "Er wird noch im Rahmen einer strafrechtlichen Untersuchung verhört (...) und wird am Dienstag vor Gericht erscheinen", sagte Thandi Mbambo, Sprecherin einer Eliteeinheit der südafrikanischen Polizei.

"Es scheint, dass das automatische Löschsystem nicht so funktioniert hat, wie es sollte", sagte Präsident Cyril Ramaphosa. "Die Arbeit des Parlaments wird weitergehen", betonte der Staatschef, der im Februar in den Räumlichkeiten seine Rede an die Nation halten sollte.

Im alten Versammlungsgebäude wurden eine Sammlung seltener Bücher und eine Originalfassung der früheren südafrikanischen Nationalhymne "Die Stem Suid-Afrika" (Die Stimme Südafrikas) aufbewahrt. Das historische Gebäude sei stark beschädigt durch Rauch und Wasser, sagte Jean-Pierre Smith, Mitglied des städtischen Ausschusses für Sicherheit.

Die Feuerwehr musste im Laufe des Tages Verstärkung anfordern. Rund 70 Feuerwehrleute waren dann im Einsatz. Von einem Kran aus versuchten sie, die Flammen zu löschen. Dennoch griff das Feuer vom älteren Flügel des Gebäudes auf neuere, noch genutzte Teile des Komplexes über.

Am Mittag war das imposante viktorianische Gebäude in eine dicke schwarze Rauchwolke gehüllt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie riesige Flammen aus dem Dach des Gebäudes schlugen. "Die gesamte Kammer, in der die Abgeordneten sitzen, ist vollständig verbrannt", sagte am Nachmittag dann Parlamentssprecher Mothapo.

Insgesamt besteht der Parlamentskomplex aus drei Teilen. Der neuere Gebäudekomplex, der von der heutigen Nationalversammlung genutzt wird, stammt aus den 1920er und 1980er Jahren.

Die Rettungskräfte riegelten die Straßen des Viertels ab. Die Absperrungen reichten bis in die Nähe der Kathedrale, in der am Vortag die Trauerfeier für den Friedensnobelpreisträger und Bischof Desmond Tutu stattgefunden hatte und in der Tutu am frühen Sonntagmorgen in einer Urne beigesetzt wurde. 

Kapstadt ist seit 1910 Sitz des südafrikanischen Parlaments, das aus der Nationalversammlung und dem Oberhaus - dem Rat der Provinzen - besteht, während die Regierung in Pretoria angesiedelt ist. Im Parlament in Kapstadt hatte der damalige Präsident Frederik de Klerk 1990 das Ende des rassistischen Apartheid-Regimes erklärt.

Schon im März hatte es in dem Gebäude gebrannt, das Feuer war aber schnell unter Kontrolle gebracht worden. Im April hatte ein Großbrand am Tafelberg in Kapstadt für Verwüstungen gesorgt. Das Feuer hatte mehrere historische Gebäude erfasst und unter anderem Teile der Universitätsbibliothek zerstört.

pe/yb