Nach einer juristischen Niederlage im Zusammenhang mit einer gegen ihn gerichteten Missbrauchsklage in den USA verliert der britische Prinz Andrew seine militärischen Titel und auch seine royalen Schirmherrschaften. Dies teilte am Donnerstagabend der Buckingham-Palast in London mit. Dem zweitältesten Sohn von Königin Elizabeth II. wird sexueller Missbrauch im Zusammenhang mit der Affäre um den verurteilten US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein vorgeworfen. Dem Schritt ging ein Brief von rund 150 Militär-Veteranen an die Queen voraus.
"Mit Zustimmung und Genehmigung der Königin wurden die militärischen Dienstgrade und königlichen Schirmherrschaften des Herzogs von York an die Königin zurückgegeben", erklärte der Palast. Andrew werde weiterhin "keine öffentlichen Ämter bekleiden", im Fall der gegen ihn erhobenen Vorwürfe werde er sich "als Privatbürger verteidigen".
Mehr als 150 Veteranen der Royal Navy, Royal Air Force und der britischen Armee hatten sich zuvor in einem offenen Brief an die Queen gewandt und diese aufgefordert, ihren zweitältesten Sohn von seinen Rollen im Militär zu entbinden. Andrew war unter anderem Ehrenoberst der Grenadier Guards, die mit ihren charakteristischen Bärenfellmützen und den roten Uniformen den Buckingham Palast bewachen.
"Wäre dies irgendein anderer hochrangiger Offizier, wäre es unvorstellbar, dass er noch im Amt wäre", erklärten die Veteranen in dem Schreiben, das von der Anti-Monarchie-Organisation Republic veröffentlicht wurde. Andrew habe die hohen Standards beim Militär an Redlichkeit, Ehrlichkeit und ehrenhaftes Verhalten "bei weitem" nicht erfüllt.
Am Vortag war Andrew mit einem Antrag auf Abweisung der gegen ihn gerichteten Missbrauchsklage in dem USA gescheitert. Damit rückt ein Zivilprozess gegen den britischen Prinzen näher.
Die Klägerin Virginia Giuffre gibt an, 2001 im Alter von 17 Jahren von Prinz Andrew mehrfach sexuell missbraucht worden zu sein, unter anderem in Epsteins Luxusbleibe in New York. Epstein habe sie damals an den britischen Royal "ausgeliehen". Giuffre fordert jetzt Schadenersatz in nicht genannter Höhe. Der Zivilprozess könnte im Herbst beginnen.
Prinz Andrew hat die von Giuffre gegen ihn erhobenen Vorwürfe wiederholt entschieden zurückgewiesen. Wegen der Vorwürfe und seiner früheren Kontakte zu Epstein gab er allerdings bereits 2019 seine royalen Pflichten auf und zog sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück.
gap/jes
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