Bahnbrechend ist die Erkenntnis nicht. Der Name Badestraße leitet sich tatsächlich von einer an dortiger Stelle, 1863 eröffneten, Bade- und Waschanstalt ab. Zuvor blieb den Münsteranern entweder das Plümps in der Aa, an der Sentruper Höhe gelegen, oder ein privat unterhaltenes Schwimmbad am Flussloch der Aa. Ersteres zwar kostenfrei, jedoch verboten. Letzteres hieß trübes Wasser und hygienische Waghalsigkeit. Zunächst war der Name “Bade- und Waschanstalt” Programm, denn Schwimmen konnten die Münsteraner an diesem Ort erst 27 Jahre später, nach dem Bau einer Schwimmhalle und einem offenen Bassin im Jahre 1889. Ein Meilenstein der Stadtentwicklung.
Es gibt sie noch heute: Die Gilden der Bäcker, Schuhmacher und anderer Handwerker. Die Gilde war weit mehr, als nur ein Vorläufer der Gewerkschaft. Vielmehr war es eine Art Lebensgemeinschaft. Die Bäckergasse ist nur eine von vielen aus der Blütezeit der Gilden benannten Straßen. Denken Sie nur an die Böttcherstraße, den Drechslerweg, den Holzschuhmacherweg, dem Korbmacherweg oder den Küperweg. Übrigens: die Hausnummern in der Bäckergasse sind nach der Berliner Hufeisennummerierung vergeben: Stadtauswärts bis zum Ende der Straße fortlaufend um dann auf der gegenüberliegenden Seite stadteinwärts weiter zu zählen.
Hinlänglich bekannt ist wohl der Namensgeber der Beethovenstraße (*1770 in Bonn, †1827 in Wien, bedeutender Komponist). Ob dieser jemals in Münster weilte, ist nicht bekannt, wohl aber wissen wir, dass Beethoven als Zehnjähriger vom Münsteraner Organisten Zensen Orgel-Unterricht erhielt. Warum es in Hiltrup ein ganzes Musikerviertel gibt? Naja: Verdient haben es - neben Beethoven - die Herren Brahms, Händel, Johann-Strauß, Liszt, Richard Wagner, Schubert, Max-Reger, Mozart, Schumann und von Flotow allemal. Unerklärlich allerdings, warum bei dem einem der Vorname auf dem Straßenschild geschrieben steht und bei dem anderen nicht.
Bült: das ist Westfälisch - altes Westfälisch - und bedeutet Hügel oder Anhöhe. Und tatsächlich. Die Straße steigt von der Aa-Brücke an der Apostelkirche bis zum Ende der Straße Bült um sage und schreibe 5 Meter an. Beachtliche 1,25 % Steigung, die wohl höchstens den radelnden Münsteraner*innen auffällt.
Manche Straßen, wie die Bernhard-Poether-Straße, sind Helden gewidmet und als solchen kann man den Priester Bernhard Poether (1906-1942) wohl bezeichnen. Geboren in Datteln, ging Bernhard Poether später auf das Paulinum in Münster, um anschließend Theologie zu studieren. In Krakau lernte er Russisch und Polnisch. Die Polen blieben auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland seinem Herzen nah. Sein nie nachlassendes Engagement für die polnische Bevölkerung brachte ihn sogar 1939 in das KZ Sachsenhausen. 1941 verlegte man ihn, wie alle in inhaftierten Priester, in das KZ Dachau. Dort starb Poether 1942.
Der vor allem durch die Schlacht von Waterloo berühmt gewordene Preußische Marschall verbrachte einige Jahre in Münster. Richtig: es geht um die Blücherstraße! Aber wussten Sie auch, dass Blücher 1795 zum Schutze der Neutralität Westfalens mit einer Garnison in Münster einzog? Und 1802 noch einmal zurückkehrte, um Münster für Preußen in Besitz zu nehmen. Die Münsteraner*innen zeigten wenig Begeisterung für den Anschluss. Als “Marschall Vorwärts” bekannt, ist Blücher offenbar nie so recht mit unserer Stadt warm geworden. “Wann werde ich denn einmal aus diesem Lande der Heiligen erlöst werden, wo die Menschen weit ärmer an Verstand wie an Gütern sind, wo 42 übermütige Domherren den Schweiß der Armut unverdient verprassen.” (Auszug aus einem Brief an Zastrow). Bis 1806 blieb Blücher Gouverneur des Preußischen Fürstbistums Münster
Auch ehemaligen Bürgermeistern der Stadt wird ab und an die Ehre zuteil, Namensgeber einer Straße zu werden. So geschehen auch Busso Peus (1908-1979). Die Busso-Peus-Straße liegt vor den Toren Gievenbecks und verlängert die Roxeler Straße über die von-Esmarch-Straße hinweg, bis zur Mendelstraße. Von 1952 bis 1964 lenkte er als verantwortlicher Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt. Der Wiederaufbau nach dem Krieg war noch in vollem Gange, so dass er wohl einiges zu tun hatte. Das Rathaus wurde 1958 fertiggestellt, die Wiederherstellung des Doms wurde 1956 vollendet und das neue Theater 1956 eröffnet. Aber nicht nur der Wiederaufbau bestimmte die Arbeit von Busso Peus. Durch den Flüchtlingsstrom und die wachsende Einwohnerzahl Münsters war Wohnraum wohl noch knapper und begehrter als er heute ist. So entstanden während Peus Amtszeit auch die “Wohnstadt” Coerde und die Aaseestadt. Maßgeblich beteiligt war Peus auch an der Gründung der Städtepartnerschaften zu York (seit 1957) und Orléons (seit 1960). In Orléons wurde er aufgrund seines Engagements gar zum ersten ausländischen Ehrenbürger ernannt.
Uppen bolen, der heutige Bohlweg, ist bereits seit 1344 bekannt. Der Name bezieht sich entweder auf die Holzbohlen oder auf die Bollen (Kieselsteine) mit denen die Straße befestigt war. So ganz genau lässt sich nicht mehr klären, über welchen Belag die Münsteraner damals gingen oder ihre Wagen rollten. Trotzdem interessant.
Wir sind gespannt, welche Geschichten uns die Straßennamen mit C im nächsten Teil unserer kleinen Reihe offenbaren. Sie können ja schon einmal raten, welche Straße in folgender Auflistung fehlt: Angelsachsenweg, Frankenweg, Friesenring, Keltenweg und … ? Auf jeden Fall beginnt diese Straße mit C, wovon es übrigens gar nicht so viele gibt.
Foto: Christiane Gasche
Quelle: https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/