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Weitere Skandale aufgedeckt

Es gab weitere Enthüllungen über Corona-Regelverstöße der britischen Regierungsangestellten.

Weitere Enthüllungen über gesellige Runden in der Downing Street während des Lockdowns setzen den britischen Premierminister Boris Johnson zunehmend unter Druck. Nach einem Pressebericht, dem zufolge sich Mitarbeiter im Londoner Regierungssitz während des Corona-Lockdowns freitags regelmäßig zum Feierabend-Umtrunk trafen und auch Johnson öfter daran teilnahm, kamen am Samstag aus Johnsons eigener Partei neue Rücktrittsforderungen.

Wie der "Daily Mirror" berichtete, war die "Weinzeit" am Freitagnachmittag in den Online-Kalendern von rund 50 Mitarbeitern der britischen Regierung notiert. Die Zeitung veröffentlichte ein Foto, das einen speziell für das Feierabend-Ritual angeschafften Weinkühlschrank zeigen soll - und dessen Lieferung über eine Hintertür der Downing Street im Dezember 2020.

Johnson sei am Ende des Arbeitstages oft zu den Treffen dazugestoßen, berichtete die Zeitung und zitierte eine Quelle mit den Worten: "Die Idee, dass er nicht wusste, dass es Umtrünke gab, ist völliger Unsinn." Treffen in Innenräumen waren in England wegen der Pandemie lange Zeit verboten.

Mindestens fünf Abgeordnete aus Johnsons Konservativer Partei forderten ein Misstrauensvotum gegen den Regierungschef. Abgeordnete, von denen viele das Wochenende in ihren Heimatwahlkreisen verbringen, gaben an, wegen der Berichte von empörten Wählern mit Nachrichten überhäuft worden zu sein. Der Abgeordnete Andrew Bridgen sagte am Samstag dem TV-Sender BBC, Johnson habe "die moralische Autorität verloren, um zu führen".

Die meisten Regierungsmitglieder unterstützen Johnson bislang. Die entsprechenden Bekundungen einiger Minister, darunter Finanzminister Rishi Sunak, fielen allerdings ausgesprochen zurückhaltend aus. Rentenminister Guy Opperman scherte aus und erklärte, Johnson müsse "seine Herangehensweise ändern".

Ein Regierungssprecher wollte sich nicht zu dem Zeitungsbericht äußern. Die Regierung will nach seinen Worten eine Untersuchung der Beamtin Sue Gray abwarten, die die "Fakten" zu Treffen während der Corona-Pandemie zusammentragen werde. Gray könnte ihren Bericht kommende Woche vorlegen.

Johnson steht seit Wochen wegen der "Partygate"-Enthüllungen unter Druck. Erst am Freitag sah sich die britische Regierung nach neuen Berichten über Lockdown-Partys in der Downing Street zu einer Entschuldigung bei Queen Elizabeth II. gezwungen. Zwei Abschiedsfeiern hatten im April am Vorabend der Beerdigung von Prinz Philip stattgefunden. Johnson hatte Berichten zufolge nicht daran teilgenommen.

Philips Beerdigung fand am 17. April nur im engsten Familienkreis statt. Die Corona-Regeln damals waren strikt; es war jenseits von Beerdigungen verboten, sich mit anderen Menschen außerhalb des eigenen Haushalts oder der eigenen Familie zu treffen. 

Am Mittwoch hatte Johnson im Parlament aber den Besuch einer Gartenparty am Regierungssitz in der Downing Street im Mai 2020 eingeräumt und um Entschuldigung gebeten. Damals befand sich das Land ebenfalls im strikten Corona-Lockdown und selbst Treffen von mehr als zwei Menschen im Freien waren verboten.

pe/ck