Der Staatskonzern Naftogaz betreibt das 38.000 Kilometer lange Gasnetz durch die Ukraine, das bisher auch russisches Gas nach Mitteleuropa transportiert. Moskaus Ziel sei es, diesen Transit auszuschalten, sagte Vitrenko der Zeitung. Daran änderten auch Zusagen nichts, bestehende Transitverträge zu verlängern. Diese erlaubten Russland, zwar Kapazitäten zu buchen und zu bezahlen, das Gas aber dennoch durch die Ostsee umzuleiten.
Im Falle eines Krieges werde es aber durch die Ukraine "keine Leitungen mehr geben", warnte Vitrenko. "Die ersten Bomben werden den Pipelines gelten."
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zuletzt betont, es handele sich bei der Ostsee-Pipeline um ein rein privatwirtschaftliches, nicht um ein politisches Projekt. Vitrenko wies dies zurück. "Die einzige ökonomische Logik ist, dass Putin die Ukraine für ihre proeuropäische Wahl bestrafen kann." Davon profitiere auch Deutschland, wo die Nord-Stream-Pipeline endet. "Für mich ist das, von einem moralischen Standpunkt, schwer zu akzeptieren", sagte der Naftogaz-Chef.
Nord Stream 2 wurde bereits fertig gestellt. Derzeit prüft die Bundesnetzagentur, ob alle rechtlichen Voraussetzungen für den Betrieb vorliegen. Eine Entscheidung wird für den Sommer erwartet.
Innerhalb der Bundesregierung gibt es unterschiedliche Positionen zu dem Projekt. Insbesondere die Grünen haben sich mehrfach kritisch zu der Pipeline geäußert.
ilo/cha
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