Unterdessen meldet das Robert Koch-Institut (RKI) neue Corona-Rekordwerte. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Donnerstagmorgen bei 638,8. Am Vortag hatte der Wert noch bei 584,4 gelegen, vor einer Woche waren es noch 427,7. Die Inzidenz beziffert die Zahl der neuen Ansteckungen pro 100.000 Einwohner im Zeitraum von sieben Tagen.
Die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden betrug nach Daten der Gesundheitsämter 133.536 - nach 112.323 am Vortag und 81.417 vor einer Woche. Es war bereits der siebte Tag in Folge mit einer neuen Rekordinzidenz und der zweite Tag mit einem neuen Höchstwert bei den Neuinfektionen.
Dabei zeigen die Zahlen laut Lauterbach zufolge einmal annähernd die Realität an: Am Dienstag hatte er gesagt, dass die tatsächliche Inzidenz mutmaßlich doppelt so hoch sei. Experten warnen bereits seit Tagen, dass dies die Testkapazitäten in Deutschland erschöpfen könnte. Eine Priorisierung sei deshalb notwendig.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen forderte daher, dass die PCR-Testkapazitäten "als erstes zur Sicherung der kritischen Infrastruktur und Erkennung von Infektionen bei symptomatischen Personen eingesetzt" werden sollten. Schulen schloss er dabei der "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe) gegenüber explizit ein. "Lehrkräfte gehören zum Personal der kritischen Infrastruktur und sollten damit ebenfalls prioritär PCR-Testkapazitäten nutzen können."
Die Stiftung Patientenschutz forderte indessen, dass bei den Tests zur Feststellung einer Corona-Infektion auch Millionen vulnerabler Menschen in Deutschland sowie deren Angehörige Vorrang haben müssten. Stiftungsvorstand Eugen Brysch sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP, dass Lauterbach "nur Beschäftige bei den Tests bevorzugen" wolle. "Damit werden Schwerstkranke und Pflegebedürftige sowie ihre Kontaktpersonen vom Schutzschirm nicht mehr erfasst."
Grünen-Politiker Dahmen sagte der "Rheinischen Post" weiter, dass die PCR-Testkapazitäten so ausgebaut werden müssten, dass sie "flexibel hoch und wieder runter gefahren" werden können. Die rechtzeitige Erkennung infektiöser Personen bleibe ein zentrales Instrument bei der Pandemiebekämpfung.
Dahmen rechnete mit weiter ansteigenden Fallzahlen in den kommenden Wochen. "Der Höhepunkt der Omikron-Wand wird wohl erst im Laufe des Februars erreicht", sagte er und schloss sich damit Schätzungen Lauterbachs an. "In den Krankenhäusern wird die Omikron-Wand frühestens in zwei Wochen ankommen", sagte Dahmen weiter.
Die Krankenhauseinweisungen und Todesfälle hängen der Entwicklung der Infektionszahlen seit Beginn der neuen Infektionswelle mit der viel ansteckenderen, aber mutmaßlich weniger tödlichen Omikron-Variante deutlich hinterher. Am Donnerstag meldete das RKI 234 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus - weit entfernt von den Höchstwerten in früheren Wellen. Laut dem aktuellsten RKI-Bericht vom Mittwoch lag die Hospitalisierungsinzidenz bundesweit bei 3,34. Dieser Wert gibt an, wieviele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen.
fml
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