Berlin: (hib/LBR) Die Erkenntnisse des Bundesinnenministeriums und des Auswärtigen Amts zum Cyberangriff auf die Ukraine Mitte Januar haben den Digitalausschuss des Bundestages am Mittwochmorgen beschäftigt. Bei dem Angriff handelte es sich um eine massive Cyberattacke auf Internetseiten der ukrainischen Regierung, bei dem mehrere Webseiten, auch die des Katastrophenschutzes, nicht mehr abrufbar gewesen waren. Vorübergehend seien Botschaften, dass alle Daten auf dem Computer zerstört seien in ukrainischer, russischer und polnischer Sprache zu lesen gewesen.
Ein Vertreter des Innenministeriums berichtete, dass bei dem Angriff in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar 2022 etwa 70 Stellen von dem Angriff betroffen gewesen seien. In zehn Fällen habe es sogenannte Defacements gegeben, also grafische Verunstaltungen. Der Angriff habe dazu geführt, dass die Seiten nicht mehr verfügbar waren. Am 14. Januar habe die Ukraine Russland und Belarus als Urheber der Angriffe benannt.
Das Ausmaß des Schadens sei deutschen Behörden nicht bekannt, man wisse aber, dass vier Tage nach dem Angriff 95 Prozent der betroffenen Systeme wiederhergestellt werden konnten. Da es sich um Angriffe auf eine zivile Behördeninfrastruktur gehandelt habe, habe die Bundesregierung Amtshilfe durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) angeboten. Diese betreffe etwa Unterstützung bei der Aufklärung mittels forensischer Analysen und Bereitstellen sicherer Telekommunikation. Bislang habe es dazu aber keine Rückmeldung gegeben und man rechne kurzfristig auch nicht mehr damit.
Derzeit könnten keine Indikatoren festgestellt werden, dass Ereignisse ähnlicher Art auch in Deutschland stattfinden, sagte er weiter. Bei dem konkreten Angriff werde zudem nicht angenommen, dass er sich weltweit verbreite und Schaden anrichte.
Eine Vertreterin vom Auswärtigen Amt führte weiter aus, dass der Angriff im Gesamtkontext der erhöhten Spannungen mit Russland zu sehen sei. Es gebe keine Anzeichen der Deeskalation von Seiten Russlands, für Februar sei ein gemeinsames Militärmanöver von Russland und Belarus in der Nähe von Kaliningrad angekündigt worden. Austausch von Forensik mit der Ukraine zum Angriff habe es jedoch nicht gegeben. Cyberangriffe seien vor Ort immer wieder vorgekommen, zuletzt auch mit erheblichen Auswirkungen wie etwa durch Angriffe auf die Elektrizitätsversorgung, sagte sie weiter. Die Europäische Union werde sich in dieser Woche mit konkreter Unterstützung für die Ukraine befassen. Dies umfasse etwa den technischen Bereich, Expertenaustausche und eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen der EU-Cybersicherheitsagentur und der Ukraine.
Die Abgeordneten interessierten sich in ihren Nachfragen vor allem dafür, wie die Bedrohungslage für Deutschland beziehungsweise eine weltweite Verbreitung eingeschätzt werde, für Details zu europäischen Cyberübungen, mögliche Unterstützung durch die Bundeswehr sowie für Beweise für den Ursprung des Angriffs.
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