"Es ist erschreckend, wie viel Tierleid noch immer im Sortiment der Supermärkte steckt", sagt Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. "Billigfleisch schadet Umwelt, Klima und Gesundheit. Der Handel muss Fleisch aus klimaschädlicher und tierschutzwidriger Produktion aus den Regalen nehmen."
Einführung der Haltungsform reicht nicht aus, um Tierhaltung zu verbessern
Der Handel hatte im April 2019 eine vierstufige Kennzeichnung für die Frischfleischprodukte der Eigenmarken eingeführt. Dabei entspricht Haltungsform 1 (Stall) dem gesetzlichen Mindeststandard, Haltungsform 4 (Premium) ist unter anderem mit Bio vergleichbar. Laut Abfrage setzen die Supermärkte (außer Real) die Kennzeichnung weitestgehend um. Kennzeichnungslücken gibt es an den Frischetheken. Lediglich bei Kaufland wird an der Theke vollständig gekennzeichnet. Auch verarbeitetes Fleisch wie Wurst-, Convenience- und Tiefkühl-Produkte sowie Frischfleisch der Fremdmarken werden kaum oder gar nicht gekennzeichnet. "Nur eine verpflichtende Kennzeichnung ermöglicht eine bewusste Kaufentscheidung im Supermarkt. Das versucht Landwirtschaftsministerin Klöckner bislang zu verhindern", so Töwe. Vage blieben die Supermärkte zudem bei der Frage nach Umstellung auf besseres Fleisch. Bei Schwein und Rind will Lidl bis 2022 bzw. 2025 auf die schlechteste Haltungsform 1 verzichten. Aldi Nord, Aldi Süd, Rewe und Penny planen dies ebenfalls, allerdings ohne Zeitangabe.
Bundesweiter Aktionstag ist Auftakt zu öffentlicher Sortimentsrecherche
In 55 Städten werden heute Greenpeace-Aktive gegen Billigfleisch protestieren und die Kundschaft der Supermärkte aufklären. (Liste: http://bit.ly/2TNF8zz) "Von Tierwohl reden, aber vorrangig Billigfleisch bewerben - das passt nicht zusammen! Wenn die bäuerlichen Betriebe in eine bessere Tierhaltung investieren sollen, dann brauchen sie faire Preise und langfristige Verträge", so Töwe. In den kommenden Wochen werden Ehrenamtliche das Sortiment verstärkt unter die Lupe nehmen.