In der brasilianischen Stadt Brumadinho haben Angehörige und Einsatzkräfte der Opfer des verheerenden Dammbruchs mit 270 Toten vor genau einem Jahr gedacht. "Ich hoffe, dass jene, die wirklich Schuld tragen, bestraft werden - denn man spielt nicht mit dem Leben von Menschen", sagte der Gouverneur des Bundesstaats Minais Gerais, Romeu Zema, bei der Gedenkveranstaltung am Samstag. Vor wenigen Tagen hatte die brasilianische Justiz wegen des Unglücks Anklage gegen den TÜV Süd und den Bergbaukonzern Vale erhoben.
Etwa 300 Menschen nahmen an der Gedenkveranstaltung teil, bei der auch der Grundstein eines Mahnmals zur Erinnerung an die Opfer gelegt wurde. Um 12.28 Uhr - dem exakten Zeitpunkt des Unglücks - versammelte sich eine riesige Menschenmenge am Stadteingang, um der Opfer mit einer Schweigeminute zu gedenken.
Viele Menschen legten Fotos der Getöteten und Vermissten ab. Bewohner hatten zuvor ein großes Banner mit der Aufschrift "365 Tage des Leidens und der Straffreiheit" am Ortseingang platziert.
Der Dammbruch im vom Bergbauunternehmen Vale betriebenen Bergwerk Córrego do Feijão am 25. Januar 2019 war eines der schwersten Unglücke in der Geschichte Brasiliens. 13 Millionen Kubikmeter Schlamm mit Bergbauabwässern ergossen sich damals über die Umgebung und rissen zahlreiche Menschen mit sich. 270 Menschen kamen ums Leben. 259 Leichen konnten geborgen werden, elf weitere wurden bis heute nicht gefunden.
Nach der Katastrophe geriet auch der TÜV Süd in die Kritik. Das deutsche Prüfunternehmen hatte den Damm im Auftrag von Vale im September 2018 begutachtet und trotz mehrerer Wartungsempfehlungen für sicher erklärt.
Am vergangenen Dienstag hatte die Staatsanwaltschaft in Minais Gerais Anklage gegen den TÜV Süd und den brasilianischen Konzern Vale wegen massiven Umweltverstößen erhoben. Gegen 16 Einzelpersonen - darunter der frühere Vale-Chef Fabio Schvartsman - wurde zudem Anklage wegen vorsätzlicher Tötung erhoben.
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