Düsseldorf (ots) Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf spricht sich für durchlässige Grenzen aus. "Die Entwicklung, dass Menschen Grenzen überschreiten, und zwar in beiden Richtungen, lässt sich nicht aufhalten", sagte der CDU-Politiker der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). "Ich halte insbesondere auf längere Sicht nichts von der Schließung von Grenzen. Wir müssen auch wegen der veränderten demografischen Entwicklung für Migration offen sein, wenn auch unter bestimmten Bedingungen", erklärte Biedenkopf weiter.
Auch in der Klimafrage sieht der frühere CDU-Generalsekretär und NRW-Landesvorsitzende noch großen politischen Nachholbedarf. Biedenkopf: "Manche Prozesse sind irreversibel. Gletscher sind geschmolzen, die Polkappen werden kleiner, Australien bekommt die Brände nicht in den Griff." Weiter sagte der in Dresden lebende Politiker: "Wir können solche Prozesse, die sich intensiv auf den Klimawandel auswirken, verlangsamen, vielleicht ganz stoppen. Wir müssen sie aber vor allem verstehen." Großes Lob spendete Biedenkopf Schülerinnen und Schülern, die sich für mehr Klimaschutz einsetzten: "Ich finde die Bewegung Fridays for Future und die Umweltaktivistin Greta Thunberg bemerkenswert."
Der frühere NRW-Verkehrsminister Christoph Zöpel, der ebenfalls am Gespräch mit der "Rheinischen Post" teilnahm, erklärte zum gleichen Thema: "Große Unternehmen müssen bereit sein, bei ihren langfristigen Investitionen Technologien zu benutzen, die nicht klimaschädlich sind. Die Verkehrswende ist nur zu schaffen, wenn die großen Autokonzerne den Technologiewechsel vollziehen - übrigens lieber in Richtung Wasserstoff als in Richtung Elektromobilität."
Beide Politiker machen sich Sorgen um die Zukunft der deutschen Parteiendemokratie. "Koalitionen von drei oder gar vier Parteien brauchen so viel Zeit für Grabenkämpfe zwischen diesen Gruppen und verschwenden damit Zeit für konstruktive politische Arbeit. Die Folge ist, dass das Publikum sich von ihnen abwendet", beklagte Biedenkopf. Es müsse deshalb, so Zöpel, bei den nächsten Wahlen eine klare Alternative zwischen "einem linksdemokratisches und einem rechtsdemokratisches Lager" geben. "Die neuen SPD-Parteivorsitzenden Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken haben die Aufgabe nach der nächsten Bundestagswahl die linksdemokratische Alternative aus SPD, Grünen und Linken möglich zu machen, auch programmatisch", erklärte der SPD-Politiker.