Hamburg, 7.2.2022 – Unter dem Titel „Age of Anxiety – An American Journey“ nimmt das NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung seines amerikanischen Chefdirigenten Alan Gilbert vom 11. bis 19. Februar die US-amerikanische Kultur des 20. Jahrhunderts in den Fokus. Bei sechs Konzerten, von denen viele per Live-Stream übertragen werden, sind neben dem Residenzorchester der Elbphilharmonie die NDR Bigband sowie prominente Gäste wie Marin Alsop, Leonidas Kavakos, Jean-Yves Thibaudet und das Ensemble Musikfabrik im Großen und Kleinen Saal der Elbphiharmonie zu erleben. Das Festival bildet einen weiteren Höhepunkt der Jubiläumssaison der Elbphilharmonie. Das Konzerthaus an der Elbe hatte am 11. Januar mit einem Festkonzert seinen fünften Geburtstag gefeiert. Ende April folgt mit dem Internationalen Musikfest Hamburg und der Premiere der Lichtinstallation „Breaking Waves“ ein weiteres Highlight.
Das 20. Jahrhundert war für die USA eine Zeit des Auf- und Umbruchs. Die junge Nation war auf der Suche nach Identitäten und Idealen. Der britisch-amerikanische Dichter W. H. Auden hatte diese Epoche in seinem gleichnamigen Gedicht als „Age of Anxiety“ bezeichnet – als Zeit der Sorge. Diese Phase der Selbstfindung spiegelt sich auch in der US-amerikanischen Kultur und Musik wider. Audens Dichtung ist damit vieldeutiger Namensgeber des diesjährigen NDR Festivals, das vom 11. bis 19. Februar ein breites Panorama der amerikanischen Moderne präsentiert. Werke von Aaron Copland, Samuel Barber, Leonard Bernstein, John Adams, Elliott Carter und John Cage, aber auch von Immigranten wie Erich Wolfgang Korngold und von berühmten Vertretern des „Cool Jazz“ zeichnen das Bild eines kreativen, kulturell kritischen wie weltoffenen Amerikas.
„Wir wollen eine faszinierende, positive Seite der amerikanischen Musik zeigen“, erklärt Alan Gilbert, amerikanischer Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters und Initiator des Festivals. „Das finde ich wichtig, nach all dem schlechten Ruf, den sich Amerika in den letzten Jahren erworben hat. Vor allem in der Mitte des 20. Jahrhunderts ist so viel Bedeutendes entstanden, das unsere musikalische Kultur bis heute prägt.“ Alle Konzert-Video-Streams und Informationen auf ndr.de/ageofanxiety.
Alan Gilbert dirigiert Copland, Barber und Korngold
Zum Start des Festivals präsentiert Alan Gilbert Schlüsselwerke der amerikanischen Musikgeschichte, die hierzulande fast vergessen sind. Im Zentrum der Konzerte am 11. und 12. Februar steht Aaron Copland, der als Schöpfer des unverwechselbaren „amerikanischen“ Orchester-Sounds gilt. Aaron Copland holte sogar einen der größten Staatsmänner seiner Nation auf die Konzertbühne – zumindest in Gedanken: In seinem „Lincoln Portrait“ ließ der Komponist im Jahr 1942 Reden und Briefe des legendären US-Präsidenten rezitieren. In der Elbphilharmonie übernimmt nun der US-amerikanische Bassist Morris Robinson den Sprecherpart. Krönender Abschluss der Abende ist Coplands Dritte Sinfonie, mit der der Komponist – um Worte Leonard Bernsteins zu benutzen – ein „amerikanisches Monument, ähnlich dem Washington Monument oder dem Lincoln Memorial“ schuf.
Zu erleben gibt es außerdem Samuel Barbers „Essay for Orchestra“ sowie das Violinkonzert des Exil-Österreichers Erich Wolfgang Korngold: Der geniale Komponist, der seine Wurzeln in der üppigen Spätromantik der Richard-Strauss-Ära hatte, verwendete darin Themen seiner Filmmusiken wieder, mit denen er den „Hollywood-Sound“ bis heute prägte. Solist in diesem seltenen gespielten Konzert ist Stargeiger Leonidas Kavakos.
Das Konzert am 11. Februar wird live im Radio auf NDR Kultur übertragen, am 12. Februar wird auf ndr.de/eo live gestreamt und bleibt danach in der NDR EO App sowie auf concert.arte.tv als Video-on-Demand online verfügbar.
„American Cool Jazz“ mit der NDR Bigband
Im Rahmen des Festivals gibt die NDR Bigband am 13. Februar dem „American Cool Jazz“ in einer Hommage an Chet Baker und Miles Davis neue Tiefenschärfe. Um das Programm für das Konzert zusammenzustellen, ist Jörg-Achim Keller, langjähriger musikalische Leiter und allzeit geschätzter Gastdirigent und -arrangeur der NDR Bigband, in die Archive gestiegen und hat alte Originalarrangements gesichtet. Sie bilden die Basis für sein Porträt des „Cool Jazz“, das frei bleibt von Nostalgie und bei aller Liebe für die Klänge der Originale unverkennbar in unserer Zeit verankert ist. Letztlich gehe es darum, die Individualität der Musiker widerzuspiegeln, die heute in der NDR Bigband spielen, so Keller, denn „es gibt da einige spannende, neue Persönlichkeiten“. Das Konzert wird live gestreamt auf ndr.de/bigband sowie auf concert.arte.tv.
Ensemble Musikfabrik spielt Cage, Carter, Crawford-Seeger, Bettison und Lake
Die amerikanische Szene der zeitgenössischen Musik war und ist von großen Einzelgängern, Klangentdeckern, Zukunftserforschern geprägt, die die Musiklandschaft der USA unverwechselbar macht. Am 17. Februar bringt das Ensemble Musikfabrik Werke von John Cage, Oscar Bettison, Ruth Crawford-Seeger, Joseph Lake und Elliott Carter auf die Bühne des Kleinen Saals der Elbphilharmonie.
Bernsteins „Age of Anxiety“ unter Marin Alsop beim NDR Elbphilharmonie Orchester
Zum Abschluss spielt das NDR Elbphilharmonie Orchester am 18. und 19. Februar schließlich die zweite Sinfonie „The Age of Anxiety“ von Leonard Bernstein sowie Werke des Neo-Romantikers Samuel Barber und des Minimal-Music-Meisters John Adams. Die Leitung übernimmt die gebürtige New Yorkerin Marin Alsop, langjährige Chefdirigentin des Baltimore Symphony Orchestra und seit 2019 Chefin des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien. Den mit einer reichlichen Prise Jazz gewürzten Solo-Klavierpart übernimmt der vielseitige Franzose Jean-Yves Thibaudet. Ein Jahr nach Veröffentlichung von Audens Gedicht begann Bernstein mit der Arbeit an seiner Sinfonie, der er Audens Gedanken zugrunde legte. Das Konzert am 18. Februar wird live im Radio auf NDR Kultur übertragen. Das Konzert am 19. Februar wird auf ndr.de/eo live gestreamt und in der NDR EO App sowie auf concert.arte.tv und bleibt danach als Video-on-Demand online verfügbar.
Fünf Jahre Elbphilharmonie – eine Erfolgsgeschichte
Das Festival „Age of Anxiety“ ist einer der Höhepunkte im Jubiläumsjahr der Elbphilharmonie Hamburg. Vor fünf Jahren, am 11. Januar 2017, wurde das Konzerthaus an der Schnittstelle von Stadt und Hafen eröffnet und hat in der kurzen Zeit ihres Bestehens alle an sie gestellten Erwartungen haushoch übertroffen: Qualität, Dichte und Vielfalt des Musikprogrammes sind international ohne Vergleich, zudem erfährt das einzigartige Gebäude weltweit so viel Aufmerksamkeit wie kein anderer Neubau für die Kultur in diesem Jahrhundert. Die deutlichste Sprache sprechen die rund 3,3 Millionen Konzertbesucher, die in beiden Sälen der Elbphilharmonie seit der Eröffnung über 2.900 begeisternde Konzerte erlebten. Mit 1,25 Millionen Besuchern pro Jahr in Elbphilharmonie und Laeiszhalle hat sich in den letzten fünf Jahren das Konzertpublikum in Hamburg verdreifacht.
Der Kulturrausch an der Elbe geht weiter:
Internationales Musikfest Hamburg und Lichtinstallation „Breaking Waves“
Ein spektakuläres Licht-Kunstwerk bildet Ende April zum Start des Internationalen Musikfests Hamburg den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum fünften Geburtstag der Elbphilharmonie. In Kooperation mit dem Museum für Kunst & Gewerbe (MK&G) in Hamburg hat die Elbphilharmonie das international gefragte Künstler-Duo Drift aus den Niederlanden zum Geburtstag des Konzerthauses beauftragt, das Gebäude mit seiner ikonographischen Architektur künstlerisch in Szene zu setzen. „Breaking Waves“ heißt die neue Arbeit, bei der hunderte beleuchtete Drohnen die Fassade des Konzerthauses spielerisch zum Leben erwecken werden, choreografiert zum zweiten Satz des Klavierkonzertes von Thomas Adès, das beim offiziellen Geburtstagskonzert im Januar auf dem Programm stand. Das Kunstwerk kann an den Abenden vom 28. April bis 1. Mai von den Hamburger*innen und hoffentlich wieder vielen Gästen in der Stadt bestaunt werden.
Flankiert wird das Licht-Kunstwerk an der Elbphilharmonie durch eine viermonatige Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst & Gewerbe. Noch bis zum 8. Mai 2022 verwandelt „DRIFT: Moments of Connection“ das MK&G auf 350 Quadratmetern mit drei einzigartigen kinetischen Skulpturen des Amsterdamer Künstler-Duos in einen sinnlichen Erlebnisraum.
Das Internationalen Musikfest Hamburg feiert vom 28. April bis 1. Juni mit insgesamt 64 Veranstaltungen unter dem Motto »Natur« die Vielfalt der Musik mit einer Fülle an exzellent besetzten und programmierten Konzerten. Zu den Gästen gehören etwa das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Philharmonia Orchestra aus London, das Boston Symphony Orchestra, das Gewandhausorchester Leipzig, das Royal Philharmonic Orchestra, das Budapest Festival Orchestra, das Orchestre de Paris, das Oslo Philharmonic oder die Filarmonica della Scala Mailand. Wie in den Jahren zuvor sind auch die lokalen Orchester wieder mit starken Beiträgen vertreten. www.musikfest-hamburg.de
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Titelbild: "Breaking Waves" by DRIFT / Moka-Studio