Münster - (ukm/mt) - Seit fast zwei Jahren besuchen die Clinic-Clowns im UKM (Universitätsklinikum Münster) die Kinderstationen unter Pandemie-Bedingungen. Und ein Ende scheint noch immer nicht in Sicht. Irmhild Willenbrink, als Lollo auf den Klinikfluren schon aus der Ferne gut an dem roten Hut und weißen Kittel zu erkennen, hat sich wie ihre Clowns-Kolleginnen und -kollegen längst an die Schutzmaßnahmen gegen COVID-19 gewöhnt: „Wir spielen ohne die Zimmer zu betreten vom Türrahmen aus. Mit einem Handpuppenspiel oder anderen Improvisationen, Musik und Stimme lässt sich fast jedes Kind auch auf Abstand erreichen.“ Dabei arbeiten die Clinic-Clowns stärker mit Gesten, um die durch den Mund-Nasen-Schutz eingeschränkte Gesichtsmimik zu ersetzen.
Da noch viele Beschäftigungsangebote für die Kinder wegen
COVID-19 pausieren müssen, ist es für Irmhild Willenbrink umso wichtiger, für
die jungen Patientinnen und Patienten da zu sein. „Vor allem die schüchternen
Kinder habe ich im Blick. Solche Kinder, die in der dritten Reihe stehen“,
erzählt die gebürtige Westfälin. „Als Clownin sehe ich mich als ihre
Verbündete. Während eines Klinikaufenthalts fühlen die Kinder sich oft einer
Situation ausgeliefert. Sie sind eben ‚Patientinnen und Patienten‘, die bei Untersuchungen
und Prozeduren geduldig mitmachen sollen. Bei unseren Clowns-Visiten jedoch
sind sie plötzlich die ‚Bestimmer‘. Es passiert nur, wozu sie Lust haben. Das
gibt den Kindern Selbstbewusstsein und macht sie für ihre Zeit in der Klinik
stark.“
Doch wie kam Irmhild Willenbrink zu diesem besonderen Engagement? Bereits während ihres Psychologie-Studiums in Münster spielte sie in Studentenensembles Theater. So wundert es nicht, dass sie nur kurz als Psychologin tätig war. Rasch füllten Theaterprojekte den Arbeitstag, bald ist Irmhild Willenbrink eine feste Ensemble-Größe der Off-Theater-Szene in Münster der neunziger Jahre. Auch in der Familienbildung war sie tätig und leitete beispielsweise Theaterkurse für Kinder. Dann, nach einem Auftritt ihres damaligen Kabarettprogramms „Die Leute“, bei dem Marcell Kaiser ihr Partner war, kam Christian Heeck auf das Duo zu. Als Kulturreferent im UKM hatte er einige Jahre zuvor Clinic-Clowns ins Klinikum geholt. Damals bundesweit eine wahre Pionierleistung. Nun sollte die Gruppe vergrößert werden. Im Improvisationstalent und in den humorvollen Publikumsinteraktionen der beiden erkennte er das Rüstzeug, das Clinic-Clowns für ihre rotnasigen Visiten benötigen.
Seit 1999 sind Irmhild Willenbrink und Marcell Kaiser Teil
des Clowns-Teams. Für Irmhild Willenbrink eine erfüllende Tätigkeit: „Leid und
Krankheit sind in der Welt und wenn ich die Möglichkeit habe, mit meinen
Mitteln etwas Leichtigkeit zu schenken, dann mache ich das von Herzen gerne.“
Auch jetzt in der Pandemie besuchen die Clinic-Clowns Woche für Woche die
Kinderstationen. Ihr Ziel ist es, die Kinder und ihre Eltern bestmöglich durch
die Zeit ihrer Krankheit zu bringen. „Wenn wir nach unserer Visite aus den
Patientenzimmern gehen, die Atmosphäre positiv verändert ist und Zuversicht in
der Luft liegt, bleibt etwas zurück, das die Kinder durch den Klinikalltag
trägt“, beschreibt Irmhild Willenbrink die Wirkung der Clowns. Sie ist festes
Ensemble-Mitglied des Improvisationstheaters „005“, spielt Kabarett im Duo
zusammen mit Marcus Fischer, gibt Workshops und bietet Coaching an. Doch die
Arbeit als Clinic-Clownin Lollo bleibt etwas ganz Besonderes.
Universitätsklinikum Münster (UKM)
Titelbild: Nur ein Beispiel, in Zeiten der Pandemie auf schöne Art den Abstand zu überbrücken: Clownin Lollo (hier zusammen mit Clown Konrad) schickt einem Kleinkind Seifenblasen zum Bett./UKM