Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat für 2021 ein Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent berechnet, etwas mehr als im Bundesdurchschnitt (2,8 Prozent). Materialmangel und die Entwicklung der Pandemie haben die Erholung noch verzögert. Im laufenden Jahr erwartet das RWI eine Entspannung und einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 3,6 Prozent (Bund 3,9 Prozent). Damit liegt Nordrhein-Westfalen 2022 bereits wieder 2,2 Prozent über dem Vorkrisenniveau von 2019, der Bund 1,9 Prozent.
Erfreulich entwickelt sich auch der nordrhein-westfälische Arbeitsmarkt, die Unternehmen im Land wollen mehr Personal einstellen als im Bund. Das RWI rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote dieses Jahr von derzeit 7,0 auf 6,7 Prozent sinkt. Die Beschäftigung wächst damit schneller als im Bund. In den vergangenen vier Jahren sind im Land 400.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden – trotz Corona. In diesem Jahr sollen nach Berechnung der Wissenschaftler weitere 100.000 dazukommen.
Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Wir sind im Deutschlandvergleich gut durch die Corona Pandemie gekommen – 2020 und 2021 sogar besser als der Bund. In diesem Jahr setzt die nordrheinwestfälische Wirtschaft ihre Aufholjagd fort. Im Sommer wollen wir endlich aus der Krise herauswachsen und das Vorkrisenniveau hinter uns lassen. Material- und Lieferengpässe werden sich im Laufe des Jahres stetig verringern. Der Bund muss allerdings weitere Maßnahmen ergreifen, um den Anstieg der Energiepreise zu bremsen. Dazu haben wir konkrete Schritte in den Bundesrat eingebracht. Zudem erfordert der Neubau der A45-Brücke schnellere Verfahren, damit kein dauerhafter Engpass entsteht.
Ein Risiko bleibt die Corona-Pandemie. Glücklicherweise belastet die Omikron-Variante unser Gesundheitssystem weniger stark als vorherige Wellen und als zwischenzeitlich befürchtet. Nun können wir verantwortlich den Weg aus der Pandemie beschreiten: Für Handel und Dienstleistungen sind sehr bald Erleichterungen möglich und notwendig. Gleichzeitig wollen wir mit besten Rahmenbedingungen einen kraftvollen Restart der Wirtschaft in den kommenden Monaten ermöglichen.“
Ralf Stoffels, Präsident der IHK Nordrhein-Westfalen: „Zu Jahresbeginn 2022 wird deutlich, dass der Weg aus der Krise mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Konjunktur in Nordrhein-Westfalen ist stabil, die Aussichten auf eine schnellere Erholung, die wir noch im Herbst hatten, ist aber dahin. Das Konjunkturrisiko Nummer 1 für die NRW-Wirtschaft ist die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise. Trotz eines guten Auftragsbestands gelingt es der Industrie daher noch nicht, mehr Fahrt aufzunehmen und den Aufschwung in Nordrhein-Westfalen anzuschieben. Die „Sorgenkinder“ bleiben die besonders von den Corona-Beschränkungen betroffenen Branchen. Allein in der Gastronomie melden 71 Prozent der Unternehmen Probleme bei der Finanzierung, 14 Prozent der befragten Gastronomen fürchten eine Insolvenz. Die Ankündigungen von Erleichterungen im Handel (Stichwort 2G+) durch die Landesregierung begrüßen wir daher ebenso sehr, wie die Ankündigung die Hilfen fortzuführen und Unterstützungen für den Re-Start zu erwägen. Die Hilfen können die größte Not abfedern, die Unternehmen benötigen aber eine wirtschaftlich sichere Perspektive für die Zeit ‚nach‘ der Omikronwand.“
Prof. Dr. Torsten Schmidt, Konjunkturexperte des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung: „Die Probleme mit den internationalen Lieferketten zeigen sich auch in den nordrhein-westfälischen Ausfuhren, die zum Jahreswechsel schwächer ausgeweitet wurden. Hier ist im Laufe des Jahres mit einer allmählichen Belebung zu rechnen, so dass Unternehmen Auftragspolster abarbeiten können.“
Das RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlicht im Auftrag des Wirtschafts- und Digitalministeriums jährlich drei Konjunkturberichte. IHK Nordrhein-Westfalen stellt dazu die aktuellen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfragen und Sonderumfragen für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung.
Land.NRW / Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie
Foto: MWIDE NRW / R. Pfeil