Wie zum Beispiel der Canisiusweg in der Aaseestadt, der nach dem Jesuiten Petrus Canisius (1521-1591) benannt ist. Petrus Canisius, der eigentlich Pieter Kanijs hieß wurde in Nijmwegen in den Niederlanden geboren und war Herausgeber verschiedener theologischer Schriften, vor allen Dingen des ersten Katechismus. Als Student in Köln schloss er sich der Gemeinschaft der Jesuiten an und wirkte als Dozent, Prediger und Autor. Vom Papst wurde Canisius auserwählt, die Reformbeschlüsse des Konzils in Trient persönlich den deutschen Bischöfen und Fürsten zu übergeben und kam so 1565 auch nach Münster. Die Ansiedlung der Jesuiten in Münster ist maßgeblich auf den Einsatz des 1869 selig und 1925 heilig gesprochenen Petrus Canisius zu verdanken.
Die Cherusker, nach denen der Cheruskerring - ein Teil unseres Stadtrings - benannt ist, sind ein im Teutoburger Wald und im Harz ansässiger germanischer Volksstamm. Zunächst im Bündnis mit Rom gewannen sie im Jahre 9 unter Armenius in der Schlacht im Teutoburger Wald ihre Unabhängigkeit zurück. Welcher Münsteraner hat sie nicht irgendwann einmal in der Schule kennen gelernt. Die Varusschlacht und das Hermannsdenkmal imTeuto, wie wir sagen. Unbestritten war diese Schlacht eine äußerst entscheidende, denn sie leitete das Ende der römischen Bemühungen ein, die rechtsrheinischen Gebiete Germaniens bis zur Elbe zu einer Provinz des Römischen Reiches zu machen. Umstritten ist jedoch heute, ob diese Schlacht wirklich im Teutoburger Wald stattgefunden hat. Uns kann es egal sein. Hauptsache Armenius hat gewonnen. Andererseits: ein bisschen mehr Italien, täte uns vielleicht ganz gut. Die Cherusker haben als Volksgruppe auf jeden Fall nicht überlebt, wurden sie doch 310 das letzte Mal erwähnt. Vermutlich haben sie sich in die Gemeinschaft der Sachsen integriert. Gott sei Dank finden wir in Münster ja auch den Angelsachsenweg. Übrigens sind 5 Straßen unserer Stadt nach germanischen Stämmen benannt: Angelsachsenweg, Cheruskerring, Frankenweg, Friesenring und der Keltenweg.
Der Christoph-Bernhard-Graben in Münster Mecklenbeck wurde nach dem Fürstbischof Christoph Bernhard, bekannt als “Bombenbernd” benannt. Dieser Bombenbernd ließ 1960 während der Belagerung der Stadt Münster oberhalb von Haus Klump die Aa mit einem vier Meter hohen Damm stauen, wodurch die Wasserversorgung zur Stadt abgeschnitten wurde. Er ließ einen neuen Graben vom Meckelbach zum Gettersbach ausheben, durch den das Hochwasser der Aa durch die Werse bis zur Ems lief. Die Stadt war von der Aa abgeschnitten, das Flussbett blieb trocken und die Windmühlen standen still. In der Sturmnacht des 18. Dezember 1660 brach der Staudamm bei Haus Kump. Die freigesetzten Wassermassen überschwemmten mehr als ein Drittel des Stadtgebietes. Der Graben ist bis heute erhalten. Bombenbernd war kein nach Friede suchender Geistlicher, er war wohl - im Gegenteil - einer der letzten kriegerischen Kirchenfürsten des römischen Reiches.
Auch Clara-Ratzka (1872 - 1928), die Patin des Clara-Ratzka-Weges im Mauritzviertel, kennen Westfalen und Münsteraner wahrscheinlich besser, als der Bayer oder der Brandenburger. Denn Leben und Werk dieser Dichterin ist ebenfalls beliebter Stoff in westfälischen Schulen. Als sie 7 Jahre alt war, zog die in Hamm geborene Clara nach Münster, wo sie Kindheit und Jugend verbrachte und vom Geist und der Atmosphäre der Stadt geprägt wurde. In ihrem bekannten Roman “Familie Brake” lassen sich vielfältige Kenntnisse zur Stadt wiederfinden. Trotzdem hielt es die junge Clara nicht in Münster. Sie heiratete mehrmals, wohnte in London, Paris und New York und bereiste die ganze Welt. Schon zu Lebzeiten wurde sie von der zeitgenössischen Kritik hoch geschätzt. Als Frau, die sich aus der Enge moralischer Vorstellungen und aus den Zwängen unglücklicher Ehen mit skandalösen Trennungen befreit hat, kann man sie wohl als emanzipiert bezeichnen. So engagierte sie sich in späteren Jahren in der Frauenrechtsbewegung, war 1906 Herausgeberin des Kampfblattes “Korrespondenz Frauenfrage” und nahm als eine der ersten Frauen das Studium der Staatswissenschaft auf, welches sie 1912 mit Promotion in Tübingen abschloss. Ihr eigentlicher Lebensinhalt aber blieb die Schriftstellerei. Im Stadtviertel Mauritz wimmelt es übrigens nur so von Dichtern: Adalbert-Stifter-Straße, Agnes-Miegel-Straße, Brentanoweg, Castelleweg, Clara-Ratzka-Weg, Franz-Grillparzer-Weg, Gerhart-Hauptmann-Straße, Heinrich-Lersch-Weg, Hermann-Sudermann-Straße, Hilleweg, Ludwig-Anzengruber-Weg, Natz-Thier-Weg, Paul-Keller-Straße, Peter-Rosegger-Weg, Stehrweg, Temmeweg und Theodor-Fontane-Straße.
Wir stellen fest: Das C ist zwar wenig verbreitet als Anfangsbuchstabe unserer Straßennamen, aber umso interessanter sind die Geschichten dahinter. Wir sind gespannt, was wir beim D so alles erfahren werden.
Quelle: Vermessungs- und Katasteramt Münster