Die Deutsche Bahn will 2020 so viel Geld in Schienen, Brücken und Bahnhöfe investieren wie noch nie innerhalb eines Jahres. Für die Eisenbahninfrastruktur stehen dem bundeseigenen Konzern rund 12,2 Milliarden Euro und damit 1,5 Milliarden mehr als 2019 zur Verfügung, wie die Bahn am Mittwoch mitteilte.
"Mit diesen Mitteln werden wir das Schienennetz weiter auf Vordermann bringen, große und kleine Bahnhöfe attraktiver gestalten und unsere Bauprojekte deutschlandweit vorantreiben", kündigte Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla an.
Konkret will die Bahn im laufenden Jahr rund 1800 Kilometer Gleise und mehr als 1900 Weichen erneuern sowie 160 Brücken modernisieren. Zudem soll an mehr als 800 Bahnhöfen und Stationen gebaut werden - vom Wetterhäuschen über die Verbesserung der Barrierefreiheit bis hin zur Generalsanierung. Allein in die Bahnhöfe fließen nach Angaben des Konzerns rund 1,6 Milliarden Euro.
Bund und Bahn hatten Mitte Januar die neue Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV III) unterzeichnet. Die Vereinbarung sieht vor, dass der Bund in den kommenden zehn Jahren 62 Milliarden Euro für Erhalt und Modernisierung des Schienennetzes investiert, die Deutsche Bahn weitere 24 Milliarden Euro.
Rund 5,4 Milliarden Euro aus der LuFV fließen der Bahn zufolge bereits in diesem Jahr in die bestehende Eisenbahninfrastruktur - vor allem in Gleise, Weichen, Signalanlagen, Brücken und Bahnhöfe. Mit 2,2 Milliarden Euro soll der Aus- und Neubau finanziert werden. Weitere 2,2 Milliarden Euro stammen aus Budgets wie dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), dem Eisenbahnkreuzungsgesetz und den Sonderprogrammen des Bundes. 2,4 Milliarden Euro will die Bahn an Eigenmitteln in der Instandhaltung einsetzen.
Für die Kunden bedeutet dies, dass es in diesem Jahr bei der Bahn mehr Baustellen geben wird. So erneuert der Konzern etwa zwischen April und Oktober rund 190 Kilometer Gleise und 54 Weichen auf der Schnellfahrstrecke zwischen Mannheim und Stuttgart. Außerdem sind 2020 nach Unternehmensangaben 46 Großprojekte "weiter im Bau", darunter die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm, die Ausbaustrecke Oldenburg–Wilhelmshaven, die Neu- und Ausbaustrecke Karlsruhe–Basel sowie die Elektrifizierung der Südbahn Ulm–Friedrichshafen.
Darüber hinaus steht neben zahlreichen kleinen und mittelgroßen Stationen die Modernisierung der Hauptbahnhöfe Dortmund und Hannover sowie Berlin Zoologischer Garten an.
Laut Pofalla sollen die Baumaßnahmen indes "so kundenfreundlich wie noch nie" sein. Die neue LuFV beinhalte erstmals auch umfangreiche Mittel für Ersatzbrücken oder Ausweichgleise, "die wir benötigen, um die Auswirkungen von Baustellen für unsere Kunden zu reduzieren", erklärte er.
Der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, begrüßte es als "erfreulich", dass die Investitionen in den Erhalt des Schienennetzes erhöht werden. "Allerdings ergibt sich das ganze Bild erst, wenn man berücksichtigt, dass sich im Schienennetz ein Investitionsstau von rund 50 Milliarden Euro aufgebaut hat", kritisierte er. Der Bund als Eigentümer habe die Infrastruktur "jahrzehntelang vernachlässigt".
jm/ck
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