Die Evakuierungsaktion für Deutsche, die wegen des Coronavirus China verlassen wollen, läuft. Am Samstag sollen mehr als hundert Deutsche aus der besonders betroffenen Metropole Wuhan mit einer Bundeswehrmaschine in Frankfurt eintreffen. Nach einer Untersuchung am dortigen Flughafen werden sie für eine zweiwöchige Quarantäne auf einen Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz gebracht. In Deutschland gab es am Freitag den sechsten bestätigten Coronavirusfall - erstmals erkrankte ein Kind daran.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte, er sei "erleichtert", dass für die betroffenen Deutschen aus Wuhan "die schwierige Situation jetzt beendet wird" und diejenigen, die ausreisewillig seien, zurückkehren könnten. Unter ihnen sei nach derzeitigem Kenntnisstand "niemand, der infiziert ist". Auch Verdachtsfälle gebe es in dieser Gruppe nicht. Gleichwohl sollten die Ausgeflogenen für zwei Wochen in Quarantäne genommen werden, um sicherzugehen, dass keine Infizierung vorliege, sagte Maas.
Unmittelbar nach der Landung werden alle Passagiere in einem sogenannten Medical Assessment Center (MAC) am Flughafen untersucht, wie das hessische Sozialministerium am Freitag mitteilte. Sollten die Ärzte dort einen Verdacht auf eine Erkrankung haben, werden die Betroffenen in die Frankfurter Universitätsklinik gebracht. Alle anderen würden zunächst im MAC betreut, bevor sie gemeinsam zu einem Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Germersheim gebracht werden.
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte, die Betroffenen sollten wegen der Inkubationszeit des Virus 14 Tage lang in der Ausbildungskaserne der Luftwaffe bleiben. "Die Kontakte nach außen werden auf ein Minimum reduziert", sagte er. Die Betroffenen würden in Einzelzimmern untergebracht, in denen sie auch bleiben müssten.
Die Ausgeflogenen verpflichteten sich nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Vorfeld zu der 14-tägigen Vorsorgemaßnahme. Das DRK übernehme den Transfer vom Flughafen nach Germersheim, die soziale Betreuung vor Ort sowie regelmäßige Screenings. "Da die chinesischen Behörden nur symptomfreien Personen die Ausreise gestattet, gehen wir von gesunden Menschen aus", erklärte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte dem Magazin "Focus": "Solange wir nicht wissen, ob die Rückkehrer aus den Infektionsgebieten an dem Coronavirus erkrankt sind, können wir sie nicht in den Alltag entlassen." Er betonte zugleich: "Wir sind sehr wachsam. Aber gelassen." Das Coronavirus sei nicht so ansteckend wie etwa eine Maserninfektion.
Aus der Ärzteschaft wurde derweil kritisiert, die Krankenhäuser seien nicht ausreichend vorbereitet. Die Pandemie-Beauftragte der Bundesärztekammer, Susanne Johna, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", nicht nur bei der Krankenhausausstattung gebe es Nachholbedarf. Auch der öffentliche Gesundheitsdienst sei vielerorts "massiv unterbesetzt". Es mangele an Ärzten und Fachpersonal.
Der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums betonte, das deutsche Gesundheitswesen sei auf den Umgang mit Infizierten "sehr wohl vorbereitet". Es würden keine Sonderisolierstationen gebraucht. "Einfache Isolierstationen hat letztendlich jedes Krankenhaus mit einer Intensivstation."
Maas riet derweil von Reisen nach China ab. Es müsse dort auch außerhalb der Region um die Stadt Wuhan mit Unannehmlichkeiten gerechnet werden, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Zahlreiche Fluggesellschaften haben ihre Flüge von und nach China wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus bereits eingestellt oder reduziert.
cha/cne
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