Bei der Lufthansa sind Streiks des Kabinenpersonals vorerst vom Tisch. Der Konzern und die Flugbegleitergewerkschaft UFO einigten sich auf eine umfassende Schlichtung zu offenen Tarifthemen, wie beide Seiten am Freitag gemeinsam mitteilten. Demnach gilt "ab sofort und mindestens bis zum endgültigen Abschluss der Schlichtung" eine Friedenspflicht.
Beide Seiten streiten schon seit Monaten über Tarifverträge nicht nur bei der Kernmarke, sondern auch bei mehreren Tochter-Airlines der Lufthansa. Die Flugbegleiter hatten dreimal gestreikt, zuletzt bei der Tochter Germanwings. Nach dem Scheitern mehrerer Schlichtungsversuche hatte die Lufthansa UFO Mitte Januar eine neue "Lösungsinitiative" vorgeschlagen.
Wie die Parteien nun erklärten, beschlossen sie nach "intensiven Gesprächsrunden" nicht nur die Schlichtung selbst, sondern einen "mehrgliedrigen Prozess" zur Lösung des festgefahrenen Konfliktes. Dieser Prozess soll in den kommenden Tagen beginnen und sieht die Trennung von tariflichen und nichttariflichen Themen vor.
In der umfassenden Schlichtung unter der Leitung von Frank-Jürgen Weise und Matthias Platzeck geht es demnach um die konkreten Tarifforderungen der UFO und weitere Tarifthemen. Einzelne "wichtige Punkte" seien schon vorab beschlossen worden, darunter eine Sonderzahlung für die Kabinenmitarbeiter in Höhe von 1500 Euro.
In einer Mediation sollen den Angaben zufolge "Fragen des Miteinanders und des Umgangs, die Vergangenheit und die Zukunft betreffend", besprochen und "eine gemeinsame Vertrauensbasis wiederhergestellt werden. Zudem ist ein außergerichtliches Güteverfahren vorgesehen, in dem es unter Leitung eines Arbeitsrichters um die "materiellen" und "juristischen" Themen beider Parteien sowie einzelner Funktionäre gehen soll.
Das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Tarifparteien ist tief gestört. Unter anderem zweifelt die Airline die Vertretungsbefugnis von UFO für das Kabinenpersonal an und kritisiert einzelne Abstimmungen sowie vermeintliche Querelen innerhalb der Gewerkschaft. Die Streitparteien hielten sich mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und Vorwürfen bislang nicht zurück und kritisierten die Arbeitsweise der Gegenseite auch vor Gericht.
dwo/ilo
© Agence France-Presse