Griffiths betonte, dass Russland und die Ukraine sich an das "Kriegsrecht" halten müssten. "Die Parteien müssen ständig darauf achten, Zivilisten, zivile Wohnhäuser und Infrastruktur bei ihren militärischen Operationen zu schonen", forderte er. Dazu gehöre auch, den Zivilisten, die Kampfzonen "auf freiwilliger Basis verlassen, einen sicheren Durchgang in die Richtung ihrer Wahl zu ermöglichen."
Moskau hatte am Montagmorgen die Öffnung mehrerer "humanitärer Korridore" angekündigt, über die Menschen aus den Städten Kiew, Charkiw, Mariupol und Sumy in Sicherheit gebracht werden sollten. Allerdings sollte die meisten Korridore nach Russland oder Belarus führen, von wo aus die russische Armee am 24. Februar in der Ukraine einmarschiert war. Die Ukraine lehnte dies ab.
Für Dienstag kündigte Russland einen erneuten Anlauf an. Diesmal sollte neben Kiew, Charkiw, Mariupol und Sumy auch eine Fluchtroute aus Tschernihiw eingerichtet werden. Die Ankündigung war allerdings an die Zustimmung der ukrainischen Regierung geknüpft, wozu bislang keine Informationen an die Öffentlichkeit gelangt waren. Alle fünf betroffenen Städte standen in den vergangenen Tagen unter schwerem Beschuss durch die russische Armee.
In New York erklärte der ukrainische UN-Botschafter, Sergej Kyslyzja, unterdessen, dass wegen des russischen Angriffs die ukrainischen Seehäfen blockiert seien. Dadurch könnten große Mengen landwirtschaftlicher Güter, die für die weltweite Nahrungsmittelversorgung wichtig sind, nicht exportiert werden. "Die Auswirkungen auf globaler Ebene werden katastrophal sein", sagte Kyslyzja. Er wies darauf hin, dass sein Land beispielsweise 55 Prozent des weltweiten Sonnenblumenöls produziert.
Er warnte auch vor der Gesundheitsgefahr, die von den vielen Toten ausgeht, die in den Kampfzonen lägen und nicht abgeholt würden. "Wir sprechen hier von Zehntausenden von Leichen, die auf den Feldern der Ukraine verwesen", sagte er und fügte hinzu: "Ich spreche von den Leichen der russischen Soldaten." Er forderte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz auf, bei der Rückführung der getöteten Kämpfer und Kriegsgefangenen zu helfen.
Der chinesische UN-Botschafter, Zhang Jun, forderte indessen alle Seiten auf, "kein Öl ins Feuer zu gießen". Er warnte: "Söldner oder Angriffswaffen in die Ukraine zu schicken, könnte die Situation verschlimmern."
Der Westen unterstützt die ukrainischen Streitkräfte im Kampf gegen die russischen Invasoren unter anderem mit Waffenlieferungen. Die USA werfen Russland zudem vor, im Häuserkampf erfahrene Kämpfer aus Syrien zu rekrutieren.
Der Krieg in der Ukraine hat mittlerweile nach UN-Angaben mehr als 1,7 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Nach den jüngsten Angaben des Büros des UN-Hochkommissars für Menschenrechte wurden bislang mindestens 406 Zivilisten getötet. Das Büro betonte allerdings, dass die tatsächliche Zahl wahrscheinlich "wesentlich höher" liege.
fml
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