Münster - (ots) - Weniger verletzte Seniorinnen und Senioren - mehr Unfälle mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen - steigende Unfallzahlen mit E-Scootern - Polizei intensiviert Verkehrsunfallprävention
Die Anzahl der Verkehrsunfälle ist im Jahr 2021 innerstädtisch leicht gestiegen. Nach den stark gesunkenen Unfallzahlen von 2019 (11.515) auf 2020 (9.767) stiegen diese im Jahr 2021 um rund sechs Prozent auf 10.376. Die Gesamtzahl der Verunglückten nahm von 1.307 im Jahr 2020 auf 1.387 zu. Im Jahr 2019 waren noch 1.583 Menschen im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen verletzt worden.
Auch auf den Autobahnen im Zuständigkeitsbereich der Polizei Münster stieg die Zahl der Unfälle leicht von 3.816 auf 3.928. Das ist ein Plus von knapp drei Prozent. Im Jahr 2019 hatte die Gesamtunfallzahl noch bei 4.844 gelegen. Dieser Trend spiegelt sich auch in der Zahl der Verunglückten wider. Sie stieg 2021 um 109 auf 708; 2019 lag sie bei 773 Verletzten. "Die Steigerung der Unfallzahlen in 2021 hängt aus unserer Sicht eng mit der teilweisen Rücknahme der Corona-Maßnahmen zusammen", erläuterte Polizeipräsident Falk Schnabel die Entwicklung. "Das dadurch wieder erhöhte Verkehrsaufkommen dürfte eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben."
Im Stadtgebiet von Münster sind 2021 drei Menschen bei Verkehrsunfällen gestorben (2018: 6; 2019: 1; 2020: 1). Ein 23 Jahre alter Fahrradfahrer war im Juni auf der Kanalbrücke Wolbecker Straße von einem Auto erfasst worden und verstarb. Ein 58 Jahre alter Kradfahrer geriet im Oktober aus ungeklärter Ursache auf der Tilbecker Straße in den Gegenverkehr, kollidierte mit einem Van und erlag seinen Verletzungen. Im November kam ein 67 Jahre alter Pkw-Fahrer auf dem Dingbänger Weg nach einem medizinischen Notfall von der Fahrbahn ab und prallte gegen eine Mauer. Auch er verstarb. Auf den Autobahnen im Zuständigkeitsbereich der Polizei Münster sind acht Menschen ums Leben gekommen. Im Jahr 2020 waren es sechs, im Jahr 2019 neun.
Die Anzahl der Unfälle mit Kindern (bis 14 Jahre), ist 2021 mit einem Plus von mehr als 23 Prozent auf 104 deutlich gestiegen (2019: 86; 2020: 84). Auch die Zahl der Unfälle unter Beteiligung Jugendlicher stieg mit einem Plus von 35 Prozent auf 80 (2019: 66; 2020: 59). "Dass Verkehrsunfälle mit Minderjährigen zugenommen haben, erfüllt mich mit Sorge. Auch wenn nicht jeder Unfall mit einer körperlichen Verletzung verbunden ist, sind alle aufgefordert, noch mehr auf die jüngsten Verkehrsteilnehmer achtzugeben", machte Falk Schnabel deutlich. Wegen der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen konnte die polizeiliche Verkehrssicherheitsarbeit an Schulen und Kindergärten nicht im üblichen Umfang stattfinden. "Ich hoffe, dass sich das in diesem Jahr ändert. Außerdem werden wir die Aufklärungsarbeit verstärken und Schwerpunktkontrollen durchführen. Ich bitte aber auch die Erziehungsberechtigten, die Kinder und Jugendlichen gezielt auf die Gefahren des Straßenverkehrs vorzubereiten", so Schnabel.
Die Unfälle unter Beteiligung von Seniorinnen und Senioren haben im Vergleich zu 2020 (577) in 2021 (597) um 20 zugenommen, liegen aber deutlich unter dem Niveau des Jahres 2019 (696). Trotz leicht angestiegener Unfallzahlen hat sich der Rückgang bei verletzten Seniorinnen und Senioren im Jahr 2021 (171) weiter fortgesetzt (2019: 224; 2020: 179). "Das ist eine sehr positive Entwicklung", resümierte die kommissarische Leiterin der Direktion Verkehr Katrin Goldschmidt. "Mit der Kampagne 'Sicher auf Münsters Wegen' haben wir gemeinsam mit der Ordnungspartnerschaft 'Sicher durch Münster' im vergangenen Jahr den Trend zum Umstieg aufs Pedelec in dieser Altersgruppe thematisch aufgenommen. Wir haben viel Aufklärungsarbeit geleistet, um gerade ältere Menschen mit allen Gegebenheiten rund um das neue Gefährt vertraut zu machen. Diese Angebote zeigen Wirkung."
Die Verkehrsunfälle mit Radfahrerinnen und Radfahrern sind analog zu den Gesamtzahlen ebenfalls leicht gestiegen (2019: 991; 2020: 866; 2021: 888). Die Zahl der Verletzten blieb hingegen annähernd gleich (2019: 872; 2020: 747; 2021: 748). "Trotz der stark gestiegenen Anzahl von Pedelec-Fahrenden hat das keine negativen Einflüsse auf die Gesamtzahl der Verunglückten gehabt", erläuterte Katrin Goldschmidt. Zwar ist die Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrenden von 115 auf 166 gestiegen, zeitgleich stieg aber auch die Zahl der Pedelecs im Straßenverkehr sprunghaft an.
Anders ist die Situation bei E-Scootern, deren Nutzung ebenfalls sprunghaft zugenommen hat. Hier hat sich die Unfallzahl fast vervierfacht. Im Jahr 2020 registrierte die Polizei noch 22 Unfälle mit 19 Verletzten, im Jahr 2021 waren es 82 Unfälle mit 58 Verletzten. "Im Gegensatz zum Einsatz des Pedelecs erleben wir hier allerdings einen sehr sorglosen Umgang mit dem Gefährt", erläuterte Goldschmidt. "Die Gefahren bei der Benutzung werden regelmäßig unterschätzt. Häufig spielt dabei auch Alkohol eine Rolle." Die Polizei setzt hier neben der Prävention auch auf gezielte Schwerpunktkontrollen in Sachen Alkohol.
Die Nutzung neuer Fortbewegungsmittel wie E-Scooter und Pedelecs und die Umgestaltung des Verkehrsraums sind Teil der Verkehrswende in Münster. "Dies hat auch Einfluss auf unsere Verkehrssicherheitsarbeit", machte Falk Schnabel deutlich. "Mit einem neuen Behördenziel werden diese Veränderungen in die strategischen Überlegungen der Polizei Münster einbezogen und unsere Maßnahmen darauf abgestimmt." Die nächste gemeinsame Aktion mit den Partnern der Ordnungspartnerschaft "Sicher durch Münster" wird der Verkehrssicherheitstag am 26. März sein: Im Rahmen einer Ralley gibt es verschiedene Stationen in der Stadt zu örtlichen Themen der Verkehrssicherheit. Teilnehmen kann die ganze Familie. An jeder Station gibt es etwas dazuzulernen und zum Abschluss einen Stempel, der zur Teilnahme an einem Gewinnspiel berechtigt.
Die gesamte Bilanz ist auf der Homepage der Polizei Münster abrufbar:
https://muenster.polizei.nrw/sites/default/files/2022-03/Verkehrsunfallstatistik_2021.pdf
Polizei Münster