Das Ministerium von Robert Habeck (Grüne) hob in seiner Einschätzung zur wirtschaftliche Lage in Deutschland im März hervor, dass es seit Beginn der militärischen Invasion "extreme Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen gegeben" habe. Auch Handelsströme und Lieferkettenbeziehungen seien "stark beeinträchtigt", die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung bleibe hoch.
Zwar treffen die beschlossenen Sanktionen demnach vor allem die russische Wirtschaft. "Aber auch deutsche Unternehmen sind betroffen, wenn bestehende Handelspartner wegbrechen oder Lieferketten reißen", erklärte das Ministerium. Erwartet wird zudem, dass sich Unternehmen angesichts der gestiegenen Unsicherheit mit Investitionen zurückhalten und es auch negative Effekt auf den Welthandel gibt.
Die Bundesbürgerinnen und -bürger wiederum würden den Konflikt "vor allem an den stark gestiegenen Energiepreisen" spüren, hieß es weiter. Dies dürfte nach Einschätzung der Bundesregierung angesichts hoher Inflationsraten den privaten Konsum "im Jahresverlauf dämpfen". Der private Konsum gilt als ein wichtiger Faktor für die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP).
In ihrem Jahreswirtschaftsbericht 2022 war die Bundesregierung Ende Januar von einem BIP-Wachstum von 3,6 Prozent in diesem Jahr ausgegangen. Wie groß die Effekte des Ukraine-Krieges nun seien "und was sie für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts bedeuten, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beziffern", erklärte das Ministerium nun und verwies darauf, dass die Indikatoren zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage einen zeitlichen Nachlauf von ein bis zwei Monaten haben.
Die jüngsten Indikatoren sind demnach von Ende Januar, als sich die deutsche Industriekonjunktur "in guter Verfassung" gezeigt und es Anzeichen dafür gegeben habe, dass die Industrie zunehmend besser mit den Lieferengpässen bei wichtigen Vorleistungen und Rohstoffen zurecht komme.
Grund zur Sorge bleibt nach Ministeriumsangaben die Inflationsrate, die im Februar bereits 5,1 Prozent erreicht hatte - weit oberhalb des Zwei-Prozent-Ziels der Europäischen Zentralbank. Die weitere Entwicklung des Preisniveaus lasse sich "kaum verlässlich vorhersagen, weil weder die Dauer noch Ausgang des Krieges zurzeit absehbar sind", erklärte das Ministerium. Zwar deuteten Terminkontrakte zuletzt "auf eine gewisse Entspannung bei den Energiepreisen im Zeitverlauf hin, allerdings ausgehend von einem stark schwankenden und sehr hohen Niveau".
Deutschland werde im Jahr 2022 "deutlich mehr für Energie bezahlen müssen als in den Vorjahren", hob das Wirtschaftsministerium hervor. "Da die Preisniveauentwicklung durch Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten im Vorfeld der aktuellen Höchststände der Energiepreise bereits sehr dynamisch verlief, sind auch in den nächsten Monaten deutlich erhöhte Inflationsraten zu erwarten."
jm/pw
© Agence France-Presse