Münster - (SMS) - Angesichts nicht absehbarer Folgen des Krieges in der Ukraine hat der Krisenstab der Stadt Münster weitere Vorkehrungen beschlossen, um bei der Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten kurzfristig handlungsfähig zu bleiben. Dies schließt die Suche nach zusätzlichen Mitarbeitenden in der Flüchtlingshilfe, aber auch die Prüfung verschiedenster Wohnraumangebote sowie die Beschaffung von Mobiliar und anderer Materialien ein. "Unsere erste Aufgabe ist die adäquate Unterbringung von Geflüchteten – und das so lange wie eben möglich mit guten Standards", so Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer in der Sitzung am Freitagmorgen. Und mit Blick auf bereits in anderen Städten geplante Traglufthallen oder Containerbauten: "Wir müssen uns aber auf eine denkbare Lage vorbereiten, bei der eine Absenkung der wünschenswerten Standards nötig werden kann, um Schutz suchenden Menschen in unserer Stadt weiter Obdach zu geben."
Derzeit befinden sich mindestens 1196 aus der Ukraine
Geflüchtete in Münster, davon 773 in städtischen Unterkünften und 171 in von
der Stadt vermittelten privaten Wohnräumen. Aufgrund des Abrufs von städtischen
Unterstützungsleistungen sind dem Sozialamt aktuell 252 weitere Personen
bekannt, die nicht den Weg über die Aufnahmestelle in der Oxford-Kaserne
genommen hatten, sondern direkt privat untergekommen sind. "Da die
ukrainische Währung Hrywnja nahezu wertlos geworden ist, haben die Geflüchteten
trotz des mitgebrachten Bargelds, das hier nicht umgetauscht werden kann, schon
nach wenigen Tagen all ihre Reserven aufgebraucht. Wir rechnen daher mit
deutlich mehr Anträgen auf Unterstützungsleistungen von der Stadt bislang nicht
bekannten Geflüchteten", so Sozialdezernentin Cornelia Wilkens.
Ab der kommenden Woche will die Bezirksregierung Arnsberg mit der gezielten Zuweisung von Geflüchteten an die Kommunen beginnen. Da nach wie vor zahlreiche Menschen aus der Ukraine auf direktem Wege nach Münster kommen, entsteht so ein zusätzlicher Druck bei der Unterbringung. "Wir erwarten quasi stündlich die Übertragung der Blücher-Kaserne von der Bundeswehr auf die Stadt Münster zur Nutzung für Geflüchtete, damit wir in Absprache mit der BIMA schnell mit Reparaturen und der Ausstattung der leer stehenden Kaserne beginnen können", so Wolfgang Heuer. "Trotz unkomplizierter Absprachen können wir die für mindestens 600 Personen ausgelegten Räumlichkeiten erst im April belegen." Die Stadt versuche, die Lage mit weiteren kleinen Zwischenlösungen zu überbrücken.
Auf ihrer Website hat die Stadt Münster unter https://www.stadt-muenster.de/ukraine/muenster-hilft ein Formular hinterlegt, über das Bürgerinnen und Bürger private Häuser, Wohnungen und Zimmer anbieten können. Besonders dringend wird Wohnraum benötigt, der sofort und mindestens für drei Monate zur Verfügung steht. Von telefonischen Angeboten ist abzusehen.
"Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ganz allgemein, aber auch innerhalb unserer Stadtverwaltung ist riesig. Alle Beteiligten arbeiten am Anschlag und machen Überstunden – und trotzdem haben viele Hundert Mitarbeitende ihre Unterstützung auch in der Freizeit angeboten", so Personaldezernent Heuer.
Unterstützung aus der ganzen Stadtgesellschaft
Bürgerschaftliche Initiativen, Vereine und Betriebe unterstützen, wo es ihnen möglich ist. "Wie 2014 nach dem Starkregen und während des Zuzugs syrischer Geflüchteter 2015 sind Solidarität und Hilfsbereitschaft überwältigend, wieder einmal", lobt Dagmar Arnkens-Homann, Leiterin des Sozialamtes. Deutlicher noch als 2015 beobachte man jedoch, dass die meisten Geflüchteten emotional sehr belastet, einige traumatisiert sein. Besonders wichtig sei es daher, den vor allem zahlreichen Frauen und Kindern Gelegenheit zu geben, zur Ruhe zu kommen. "Unser Sozialdienst achtet sehr genau darauf, die Menschen, wenn es erforderlich ist zu begleiten oder ihnen eine spezifische psychosoziale Unterstützung zu vermitteln", hebt Arnkens-Homann hervor.
"Wir sind sehr dankbar für jede tatkräftige Unterstützung, bitten aber alle, die helfen oder helfen möchten, dieses Bedürfnis im Blick zu behalten und zu respektieren." Augenblicklich sind in den Einrichtungen für Geflüchtete fast ausschließlich Engagierte gefragt, die Ukrainisch sprechen. Denn nur sie können die Sprachbarriere überwinden und so bei der persönlichen Betreuung Geflüchteter mithelfen. Um tätig zu werden, ist außerdem ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis erforderlich. Wer Ukrainisch spricht, kann und sollte sich bei der Freiwilligen-Agentur unter der Webadresse www.freiwilligenagentur-muenster.de registrieren lassen. "Der Zeitpunkt für einen größeren Austausch und zur Begegnung mit den Münsteranerinnen und Münsteranern wird ganz sicher kommen, bis dahin achten wir aber darauf, dass die Menschen zu sich finden können – das hilft ihnen nun am meisten", so Arnkens-Homann.
Stadt Münster
Bild: Ein Dach über dem Kopf und Betreuung bei Bedarf - das wünschen sich die aus der Ukraine Geflüchteten derzeit am meisten./ Amt für Kommunikation / Stadt Münster.