Es sei Selenskyjs "entschlossener Führung" und dem Mut des ukrainischen Volkes zu verdanken, dass die "monströse Ziele" von Krem-Chef Wladimir Putin in der Ukraine vereitelt würden, erklärte Johnson nach dem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten.
Er kündigte die Lieferung von 120 gepanzerten Fahrzeugen und neuen Anti-Schiffs-Raketensystemen in die Ukraine an. Bereits am Freitag hatte die britische Regierung angekündigt, der Ukraine weitere Flugabwehrraketen, 800 Panzerabwehrraketen sowie Drohnen bereitzustellen.
Selenskyj lobte die britische Unterstützung. "Andere westliche demokratische Länder sollten dem Beispiel des Vereinigten Königreichs folgen", sagte er nach dem Treffen mit Johnson.
Der britische Premier reiht sich ein in die Riege führender europäischer Politiker, die derzeit zu Solidaritätbesuchen nach Kiew reisen. Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer traf sich ebenfalls am Samstag mit Selenskyj. Am Freitag waren bereits EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach Kiew gereist. Vor einem Treffen mit Selenskyj besuchten sie Butscha, wo sie zusammen mit dem slowakischen Regierungschef Eduard Heger ein Massengrab in Augenschein nahmen.
Am Freitag war der Bahnhof von Kramatorsk von einer Rakete getroffen worden, während hunderte Menschen auf einen Zug zur Flucht Richtung Westen warteten. Mindestens 52 Menschen wurden nach Angaben der örtlichen Behörden getötet, unter ihnen fünf Kinder. Die Attacke löste weltweit Entsetzen aus.
Präsident Selenskyj forderte in einer Videobotschaft eine "starke weltweite Antwort". Für dieses neuerliche "Kriegsverbrechen Russlands" müssten alle Beteiligten zur Rechenschaft gezogen werden. Am Samstag betonte er aber gleichzeitig seine Bereitschaft zu weiteren Verhandlungen mit Russland.
Die letzten direkten Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten hatten am 29. März stattgefunden."Leider" sei zu beobachten, dass sich die russischen Truppen auf "wichtige Kämpfe" im Osten des Landes vorbereiteten, sagte Selenskyj. Dort und im Süden der Ukraine gebe es eine "Konzentration von Waffen, Ausrüstung und Truppen, die sich bereit machen, einen weiteren Teil unseres Landes zu besetzen".
Russland hatte jegliche Verantwortung für den Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk zurückgewiesen und die Ukraine beschuldigt. Bereits nach dem Fund dutzender Leichen von Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha vor einer Woche hatte Moskau von einer "Provokation" durch die ukrainische Regierung gesprochen.
Nachdem die russische Armee rund um Kiew auf heftigen Widerstand gestoßen war, will sich Moskau nach eigenen Angaben auf den Donbass konzentrieren. In Erwartung einer massiven Offensive verstärkten die örtlichen ukrainischen Behörden ihre Evakuierungsbemühungen. Mit Bussen und Kleintransportern wurden dutzende Überlebende des Bombenangriffs auf den Bahnhof von Kramatorsk am Samstag aus der Stadt gebracht, wie AFP-Reporter berichteten. Mehrere Züge sollten nach Angaben der ukrainischen Bahngesellschaft zudem von der Nachbarstadt Slowjansk aus abfahren.
Im rund 100 Kilometer westlich von Kramatorsk gelegenen Losowa konnten bis Freitagabend etwa 15.000 Menschen den Ort verlassen, wie der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Oleg Sinegubow, auf Telegram mitteilte. 50.000 Menschen befinden sich demnach noch in der Stadt.
Wegen des russischen Angriffskriegs sind nach UN-Angaben bislang mehr als 4,4 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen, 7,1 Millionen weitere Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht.
Bei der weltweiten Spendenaktion "Stand Up For Ukraine" wurden am Samstag 9,1 Milliarden Euro zur Unterstützung von ukrainischen Flüchtlinge zugesagt, wie die EU mitteilte. Eine weitere Milliarde stelle die EU-Kommission gemeinsam mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) bereit.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) kündigte darüber hinaus ein Programm in Höhe von vier Milliarden Euro für europäische Städten und Regionen an, um ihnen bei "dringenden Investitionen für die Aufnahme und Integration von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zu helfen".
ans/bfi
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