OPER VON THORSTEN SCHMID-KAPFENBURG
GALEN
Auftragswerk des Theater Münster / Uraufführung / Libretto von Stefan Moster
Clemens August Graf von Galen (1878 – 1946) ist eine singuläre Erscheinung, weil er sich als einziger katholischer Würdenträger öffentlich gegen den Nationalsozialismus stellte. Er wird darum verehrt und ist 2005 sogar seliggesprochen worden. Allerdings wurden gerade im Zusammenhang mit der Seligsprechung auch kritische Stimmen laut, die mit schweren Vorwürfen gegen Galen aufwarteten. Er sei ein Befürworter des Krieges gewesen, er habe mit den nationalsozialistischen Machthabern den Hass auf den Bolschewismus geteilt, und er habe sich nicht für die verfolgten Juden eingesetzt. Der Zwiespalt zwischen Verehrung und Kritik ist im Fall Galen so groß, dass er einen neuen, aktuellen Blick auf die historische Person verdient.
GALEN ist eine Oper in zwanzig Szenen für ein großes Ensemble und Chor. Sie zeigt den inneren Konflikt des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen unter dem zunehmenden Druck, dem die katholische Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus ausgesetzt war. Dieser veranlasste Galen dazu, die »Flucht in die Öffentlichkeit« zu wagen und sich in drei Epoche machenden Predigten von der Kanzel aus gegen die nationalsozialistischen Machthaber zu wenden, und zwar insbesondere anlässlich des so genannten »Klostersturms« und der Euthanasiemaßnahmen. Die Oper belässt es nicht bei dem biografischen Abriss. Indem Galens Wirken von einer Person aus der Gegenwart beleuchtet wird, kommt unsere Sicht auf einen prominenten Protagonisten der Geschichte mit ins Bild.
TERMINE:
Samstag, 14. Mai, 19.30 Uhr, Großes Haus (Uraufführung)
Mittwoch, 18. Mai, 19.30 Uhr, Großes Haus
Donnerstag, 26. Mai, 18 Uhr, Großes Haus
SCHAUSPIEL VON SVENJA VIOLA BUNGARTEN
MARIA MAGDA
Im Rahmen der Neue Wege-Förderung
In Bungartens drittem Stück MARIA MAGDA trifft Horror auf Diskurs. Maria ist eine Schläferin und wird von ihren verzweifelten Eltern auf ein Kloster-Internat für schwer erziehbare Mädchen geschickt. Es heißt im Kloster der Magdalenerinnen sei einst der Hexenjäger Heinrich Kramer bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Es heißt sein Geist geht um. Oder ist es doch der heilige Geist höchstpersönlich? Erst vor zwei Monaten ist ein Mädchen verschwunden. Das Mädchen, in dessen Bett nun Maria schlafen soll. Was verheimlicht ihre neue Zimmernachbarin Magda, welche verborgenen Kräfte schlummern in ihrer Freundin Hildie und was summt die Oberschwester Mutter Väterin nachts allein auf dem Gang vor sich hin? Wer ist hier Hexe und wer ist Nonne? War die unbefleckte Empfängnis in Wirklichkeit eine Vergewaltigung? Und ist Gott eigentlich ein Hund namens Chayenne? In MARIA MAGDA dekonstruiert Bungarten schonungslos misogyne, antifeministische und ausbeutende Erzählungen von Weiblichkeit und Sexualität. Dieses Stück ist ein Gewaltakt und eine Persiflage auf das Patriarchat.
TERMINE:
Freitag, 13. Mai, 19.30 Uhr, Kleines Haus (PREMIERE)
Donnerstag, 26. Mai, 19.30 Uhr, Kleines Haus
AUFTRAGSWERK VON SERGEJ GÖSSNER
DAS SCHRILLSTE BLAU
Für alle ab 4 Jahren / Uraufführung
Mädchen sind: zickig, ängstlich, Prinzessinnen. Jungs sind: wild, laut, Raufbolde. Mädchen sind oft ganz anders. Jungs sind es meistens auch.
Noch immer gibt es feste Erwartungen an die Geschlechterrollen, die Mädchen und Jungen erfüllen sollen. Es gibt klare Vorstellungen davon, was männlich und was weiblich ist, welche Kleidung getragen, welches Spielzeug gekauft werden soll und wie das Gefühlsleben auszusehen hat.
Diese festgefahrenen Denkmuster will Autor und Regisseur Sergej Gößner gemeinsam mit dem Team des Jungen Theater Münster hinterfragen und begibt sich dafür auf eine Forschungsreise durch Münsteraner Kitas. Mit jeder Menge Glitzer und allen erdenklichen Farben macht sich das Ensemble auf die Suche nach dem SCHRILLSTEN BLAU.
Sergej Gößner schreibt regelmäßig für das Kinder- und Jugendtheater. Sein Debütstück MONGOS wurde 2018 mit dem JugendStückePreis des Heidelberger Stückemarkts ausgezeichnet. 2020 wurde er außerdem im Rahmen des Festivals Kaas & Kappes mit dem 22. niederländisch-deutschen Kinder- und Jugenddramatikerpreis für WEGKLATSCHEN. APPLAUS FÜR BONNIE UND CLYDE prämiert.
TERMINE Familienvorstellungen:
Samstag, 7. Mai, 15 Uhr, U2
Sonntag, 15. Mai, 15 Uhr, U2
Samstag, 21. Mai, 15 Uhr, U2
Sonntag, 29. Mai, 15 Uhr, U2
TANZABEND VON MAURA MORALES ZU MUSIK VON MICHIO WOIRGARDT
VERWANDLUNG / FREMDKÖRPER
Franz Kafkas Erzählung DIE VERWANDLUNG beschreibt den Vorgang einer alptraumhaften Metamorphose eines fleißigen, angepassten Angestellten, der sich eines Tages im Körper eines Käfers wiederfindet. Hilflos und nahezu unfähig sich zu bewegen, muss Gregor Samsa feststellen, dass er nicht mehr in der Lage ist, menschlich zu kommunizieren. Ohnmächtig und nutzlos geworden für die Gesellschaft, erlebt der Protagonist, wie schnell das Entsetzen und Mitleid seiner Umwelt in Beschämung und Widerwillen umschlägt und letztendlich zu seiner Ausgrenzung und Isolation führt.
Inspiriert von der 1915 erschienenen Erzählung, entwickelt die kubanische Choreografin Maura Morales in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Michio Woirgardt eine Neukreation für das TanzTheaterMünster. In der tänzerischen Auseinandersetzung mit dem Thema »Metamorphose« erforscht sie den Prozess der Entmenschlichung, indem sie gesellschaftliche Strukturen hinterfragt und Aspekte der Ausgrenzung untersucht. Dabei steht die sich immer mehr verändernde Fremd- und Selbstwahrnehmung im Mittelpunkt des Stückes.
TERMINE:
Mittwoch, 25. Mai, 19.30 Uhr, Kleines Haus (Premiere)
Samstag, 28. Mai, 19.30 Uhr, Kleines Haus
Sonntag, 29. Mai, 18 Uhr, Kleines Haus
ORATORIUM IN 11 GESÄNGEN VON PETER WEISS
DIE ERMITTLUNG
DIE ERMITTLUNG, ein dokumentarisches Ausnahmewerk von Peter Weiss, wurde unmittelbar nach dem ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965 geschrieben und im Oktober 1965 im Rahmen einer Ring-Uraufführung an fünfzehn west- und ostdeutschen Theatern sowie von der Royal Shakespeare Company, London, uraufgeführt. Weiss selbst nahm als Zuschauer am Auschwitzprozess teil und entwickelte sein Stück u.a. aus den Berichten, die Bernd Naumann für die Frankfurter Allgemeine Zeitung geschrieben hat.
DIE ERMITTLUNG ist in elf „Gesänge“ unterteilt. Sie zeigen den Weg der Opfer von der Rampe bei der Ankunft in Auschwitz bis zum Feuerofen. Bewusst verzichtet Weiss auf ausschmückende oder psychologisierende Elemente. Der Text ist zum Teil wörtlich den Gerichtsprotokollen entnommen.
Bald wird es keine lebenden Zeug*innen des Holocaust mehr geben. Umso wichtiger wird es, die Erinnerung aufrecht zu erhalten. DIE ERMITTLUNG ist eine Ermittlung über uns, über eine Gesellschaft, die den Holocaust ermöglicht hat.
TERMINE:
Sonntag, 8. Mai, 0-24 Uhr, Amtsgericht Münster. Beginn der Vorstellungen um 0, 4, 8, 12, 16 und 20 Uhr, Spielzeit ca. 3 Stunden
Theater Münster
Titelbild: Regine Andratschke, Julian Kluge, Marlene Goksch / © Oliver Berg