Würde am Sonntag ein neuer Landtag gewählt, wären die Grünen mit 18 Prozent drittstärkste Kraft. Im Vergleich zur vorigen Forsa-Umfrage entspricht das einem Plus von einem Prozentpunkt. Die FDP und die AfD könnten ihre Stimmenanteile mit jeweils acht beziehungsweise sechs Prozent halten. Die Linke büßte in der Umfrage einen weiteren Prozentpunkt ein und würden den Einzug in den Landtag mit zwei Prozent Zustimmung erneut deutlich verfehlen.
Obwohl der SPD-Ministerpräsidentenkandidat Thomas Kutschaty gegenüber Amtsinhaber Wüst Boden gutmachen konnte, würden sich in einer Direktwahl immer noch mehr Wahlberechtigte für den CDU-Kandidaten entscheiden. Allerdings habe sich der Abstand zwischen den beiden "stark verringert", schrieb die Zeitung.
Die Verschiebungen in der politischen Stimmungslage zugunsten der SPD begründete Forsa-Chef Manfred Güllner in der Zeitung unter anderem mit einem "positiven Mobilisierungseffekt" nach der gewonnenen Landtagswahl im Saarland. Unmittelbare Auswirkungen auf die Wählergunst durch den Rücktritt der CDU-Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser wegen eines Urlaubs nach der Jahrhundertflut im Juli 2021 gebe es hingegen nicht. Erkennbar sei dieser Effekt höchstens bei der leicht gesunkenen Zufriedenheit mit der Landesregierung.
Für Schwarz-Gelb - die aktuelle Koalition in NRW - würde es gemäß der neuen Umfrage nicht mehr reichen. Möglich wären neben einer großen Koalition von CDU und SPD auch Dreierbündnisse beider Parteien jeweils mit Grünen und FDP. Der neue Landtag wird am 15. Mai gewählt.
Für den "NRW-Check" befragte Forsa vom 4. bis zum 11. April insgesamt 1821 Wahlberechtigte in Nordrhein-Westfalen. Davon wurden 865 in der Zeit vor Heinen-Essers Rücktritt und 956 danach kontaktiert. Die Teilnehmenden wurden teils telefonisch, teils online befragt. Die statistische Fehlertoleranz wurde mit 2,5 Prozentpunkten angegeben.
Eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der "Bild"-Zeitung hatte die SPD knapp vor der CDU gesehen. In dieser Erhebung erreichte die Partei von Herausforderer Kutschaty 30 Prozent, die Christdemokraten kamen auf nur 28 Prozent.
ruh/cne
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