Wie sind Erinnerungen mit einem Ort, einem Gebäude verknüpft? Wie lassen sich diese Erinnerungen konservieren, wenn ebendieser Ort nicht mehr da ist? Diesen Fragen stellt sich Lisa Felden in einer Auseinandersetzung mit dem Verlust von Haus und Heimat durch den Braunkohleabbau.
Angetrieben vom persönlichen Schicksal interviewt die Künstlerin ihre eigenen Familienmitglieder zu ihren Erinnerungen an den Stadtteil Manheim im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen, der dem Tagebau Hambach weichen musste. Von Baggern überrollt, bleibt den Manheimern von ihrer ursprünglichen Heimat allein Staub und Schutt. Die verbliebenen Bruchstücke, mit Hammer und Amboss ihres Großvaters pulverisiert und zu Ton verarbeitet, macht Lisa Felden zum Rohmaterial einer neuen Gemeinde. Fragil und stark verkleinert stehen 176 Häuschen auf dem Boden des Pavillons.
Der Wewerka-Pavillon legt sich als gläserne Hülle schützend um das Miniaturstädtchen, auf das die Besucher*innen wie Riesen hinabblicken. In der Ausstellungssituation des Wewerka Pavillons, entsteht ein Abstand. Ein tatsächliches Annähern ist nicht möglich, die Häuschen erfahren hier einen besonderen Schutz. Zu hören sind Interviewausschnitte mit verschiedenen Familienmitgliedern, die in Manheim aufgewachsen sind. Sie erzählen von ihren Erinnerungen, die mit dem Ort und ihren Häusern zusammenhängen.
Die Arbeit soll zum einen erinnern an das, was war und an das, was das Haus als Gebäude überlebt hat – im Ton hat es erneut eine Funktion erhalten. Zum anderen wird die Zerstörung verbildlicht, durch das Pulverisieren der Backsteine und das Gefühl einer Fragilität, die der Arbeit innewohnt.
Kunstakademie Münster / Lisa Felden