Papst Franziskus hat bei der traditionellen Kreuzweg-Prozession in Rom am Karfreitag vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges für den Frieden in der Welt gebetet. "Herr (...), entwaffne den bewaffneten Arm, der sich gegen den Bruder erhebt, damit dort, wo der Hass gedeiht, die Eintracht erblüht", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche zum Abschluss der Zeremonie am Kolosseum.
An der Prozession und Andacht an dem antiken römischen Bauwerk nahmen tausende Gläubige teil. Die meisten hielten Fackeln in den Händen. Auch während der Prozession selbst wurde ein Zeichen für den Frieden in der Ukraine gesetzt - jeweils eine Frau aus der Ukraine und aus Russland trugen zusammen das Kreuz an der vorletzten Station des Kreuzweges. Ukrainische Vertreter hatten die Geste allerdings im Vorfeld kritisiert.
In einem Interview mit dem
italienischen Sender Rai
wies der Papst aber auch auf die zahlreichen anderen Konflikte weltweit hin, die von dem russischen Angriffskrieg überschattet werden. "Syrien, Jemen, dann denken Sie an die vertriebenen, heimatlosen Rohingya", sagte er. "Es herrscht überall Krieg."
Anders als früher äußerte Franziskus Verständnis für Rüstungsgeschäfte. "Ich verstehe die Regierenden, die Waffen kaufen. Ich rechtfertige sie nicht, aber ich verstehe sie. Denn wir müssen uns verteidigen", sagte der 85-Jährige. Er kritisierte "dieses teuflische Muster des gegenseitigen Tötens aus dem Wunsch nach Macht, dem Wunsch nach Sicherheit, dem Wunsch nach vielen Dingen."
Die Kreuzweg-Prozession fand erstmals seit drei Jahren wieder als öffentliche Veranstaltung vor Gläubigen statt. In den vergangenen beiden Jahren hatte der Pontifex die Zeremonie wegen der Corona-Pandemie auf dem weitgehend leeren Petersplatz im Vatikan begangen. Der Kreuzweg zeichnet das Leid Jesu von seiner Verurteilung bis zu seinem Tod am Kreuz symbolisch nach.
Am Donnerstag hatte das Oberhaupt der Katholischen Kirche bereits ein Gefängnis besucht, wo er zwölf Häftlingen symbolisch die Füße wusch. Am Samstag gehen die Osterfeierlichkeiten mit der Osternacht im Petersdom weiter. Sie erreichen am Sonntag ihren traditionellen Höhepunkt, wenn Franziskus die Ostermesse abhält und dann vor den Gläubigen auf dem Petersplatz den Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis") spendet.
fml
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