"Unser Ziel ist, möglichst genug Impfstoff für jeden Bürger zu haben, egal welche Variante kommt", sagte Lauterbach zu den auf Omikron angepassten Vakzinen. Er warnte zugleich: "Es entwickeln sich gerade diverse Omikron-Subvarianten, die für mich Anlass zur Besorgnis sind. Die Abstände, in denen neue Varianten die alten ablösen, werden immer kürzer. Das bedeutet, dass wir uns immer schlechter auf die Mutationen vorbereiten können."
Es sei "durchaus möglich, dass wir eine hochansteckende Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist", führte Lauterbach aus. "Das wäre eine absolute Killer-Variante."
Lauterbach plädierte für möglichst schnelle Änderungen am Infektionsschutzgesetz, um im Herbst wieder eine Maskenpflicht in Innenräumen durchsetzen zu können. "Im Herbst wird sich die Lage wieder ändern, dann steigen die Fälle, dann gibt es wahrscheinlich neue Mutationen oder die Fallzahl mit Omikron-Infektionen steigt stark. Deshalb müssen wir bis dahin das Infektionsschutzgesetz noch mal überarbeiten."
Es könne dann "durchaus wieder nötig und rechtlich erreichbar sein, dass wir das Maskentragen in Innenräumen wieder zur Pflicht machen." Verantwortlich für eine solche Entwicklung ist für Lauterbach auch die Ablehnung der Impfpflicht: "Das Scheitern der Impfpflicht war eine bittere Enttäuschung", betonte der Minister. "Nach einem guten Sommer kann uns die große Impflücke einen harten Herbst bescheren. Dann erwarten viele Wissenschaftler die nächsten Wellen."
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte Lauterbach zu raschen Gesprächen mit der FDP über eine erneute Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf. Der Minister solle "schon jetzt mit der Überzeugungsarbeit beim liberalen Koalitionspartner beginnen, um das Infektionsschutzgesetz zu verschärfen", sagte Brysch der Nachrichtenagentur AFP. "In der Vergangenheit hat er damit bis zuletzt gewartet. Folge ist aktuell eine gesetzliche Regelung, die wenig Schutz bietet."
Kritik an der Warnung vor einer möglichen "Killer-Variante" kam aus den Reihen der Wissenschaft. "Die Entwicklung von Varianten kann man nicht vorhersagen. Anstatt daher vor Szenarien wie 'Killer-Varianten' zu warnen, wäre es wichtig sich auf den Herbst und Winter vorzubereiten", sagte der Virologe Henning Streeck am Sonntag der "Bild"-Zeitung. Das Gesundheitssystem müsse durch mehr Digitalisierung, eine Aufwertung des Pflegeberufs und ein besseres Pandemie-Monitoring jetzt krisenfester weiterentwickelt werden.
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