Vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine haben sich in diesem Jahr nach Veranstalterangaben etwas mehr Menschen an den Ostermärschen der deutschen Friedensbewegung beteiligt als zuletzt. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sei im Vergleich zu den Vorjahren "moderat" gestiegen, teilte das Netzwerk Friedenskooperative am Montag in Bonn mit. Demnach gab es über Ostern entsprechende Veranstaltungen in mehr als 120 Städten.
Angaben zur bundesweiten Gesamtteilnehmernzahl der traditionell dezentral auf lokaler und regionaler Ebene organisierten Märsche machte das Bündnis nicht. Es zog aber eine "positive Bilanz" der diesjährigen Aktionen, die schwerpunktmäßig am Karsamstag und am Ostermontag stattfanden. Die pazifistisch geprägten Ostermärsche etablierten sich im Kalten Krieg, in den 1980er Jahren erlebten sie in der Bundesrepublik ihre Hochzeit.
Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gab es in diesem Jahr erhebliche Debatten um die betont Nato-kritische Ausrichtung der Märsche und deren pauschale Abrüstungsforderungen. Beobachter warfen den Organisatoren und Organisatorinnen teilweise vor, gegenüber dem Schicksal der Ukraine eine zynische Haltung einzunehmen und die Verantwortung Russlands zu schmälern. Die Veranstalterinnen und Veranstalter wiesen dies zurück.
Das Netzwerk Friedenskooperative erklärte am Montag, die Forderung nach einer Beendigung des russischen Krieges gegen die Ukraine sei eine zentrale Botschaft der diesjährigen Ostermärsche gewesen. Das "Selbstverteidigungsrecht der Ukraine gegen die russische Aggression" stehe "vollkommen außer Frage", erklärte Sprecher Kristian Golla. Allerdings seien "viele Friedensbewegte besorgt über Pläne zur Lieferungen von schweren Waffen in den Krieg". Komplett abgelehnt werde die Aufstockung des deutschen Wehretats.
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