In seiner ersten Aussage im Verleumdungsprozess gegen seine Ex-Frau Amber Heard hat Hollywood-Star Johnny Depp bestritten, diese jemals geschlagen zu haben. Er habe in seinem Leben noch nie eine Frau geschlagen, sagte der Schauspieler am Dienstag vor dem Gericht in Fairfax nahe der US-Hauptstadt Washington. Mit seiner Entschädigungsklage gegen Heard wolle er sich auch wegen seiner Kinder gegen die "ruchlosen" Gewalt-Vorwürfe seiner Ex-Frau verteidigen.
"Es gab Streitereien und Dinge dieser Art, aber es ist nie so weit gekommen, dass ich Frau Heard irgendwie geschlagen hätte", sagte Depp in ruhigem Tonfall vor den Geschworenen. "Ich habe in meinem Leben noch keine Frau geschlagen."
Heards Vorwürfe der häuslichen Gewalt gegen ihn seien "ruchlos und verstörend", sagte der Star der "Fluch der Karibik"-Filme. Sie basierten auf "keiner Art von Wahrheit" und seien für ihn ein "totaler Schock" gewesen.
Auf die Frage einer seiner Anwältinnen, warum er Heard wegen Verleumdung verklagt habe, sagte der 58-Jährige: "Ich habe es als meine Verantwortung angesehen, nicht nur für mich einzutreten, sondern auch für meine Kinder."
"Es ist seltsam, wenn man an einem Tag sozusagen Aschenputtel ist und 0,6 Sekunden später Quasimodo", fügte der Schauspieler hinzu, der im Gerichtssaal einen schwarzen Anzug, Ohrringe und zu einem Pferdeschwanz zusammengebundene Haare trug.
Die Vorwürfe von Heards Anwälten, unter Alkohol- und Drogeneinfluss habe er sich in ein gewalttätiges "Monster" verwandelt, wies Depp zurück. Er habe über die Jahre phasenweise "Substanzen" genommen, um sich selbst zu "betäuben" als Folge der körperlichen und psychischen Gewalt seiner Mutter gegen ihn. Im Grunde habe es sich dabei um eine "Selbst-Behandlung" gehandelt; Heards Schilderungen seines Drogenmissbrauchs seien übertrieben und zu einem Großteil "schlicht und einfach falsch".
Depp hat Heard, mit der er zwischen 2015 und 2017 verheiratet war, auf 50 Millionen Dollar (46 Millionen Euro) Schadenersatz verklagt. Grund ist ein Beitrag Heards für die Zeitung "Washington Post" von Ende 2018, in dem die heute 35-Jährige sich als Opfer von häuslicher Gewalt bezeichnete.
Die Schauspielerin nannte ihren Ex-Mann dabei zwar nicht namentlich. Depp argumentiert aber, ihm werde implizit häusliche Gewalt unterstellt, zumal Heard ihn schon 2016 öffentlich eines tätlichen Angriffs bezichtigt hatte.
Seine Anwälte betonen die schädliche Wirkung von Heards Vorwürfen auf Depps Karriere. So habe er seine Rolle als Captain Sparrow in der "Fluch der Karibik"-Filmreihe verloren und auf seine Beteiligung an der "Phantastische Tierwesen"-Filmreihe verzichten müssen.
Die aus Filmen wie "The Danish Girl" bekannte Heard hat mit einer Gegenklage reagiert. Sie verlangt von Depp 100 Millionen Dollar Schadenersatz und wirft ihm "ungezügelte physische Gewalt" vor. Depp hält ihr entgegen, sie wolle auf diese Weise "positive Publicity für sich selbst erzeugen".
Bei dem vergangene Woche gestarteten Prozess werden zahlreiche Zeugen aussagen, unter ihnen auch der Schauspieler James Franco und Tesla-Gründer Elon Musk. Am Mittwoch standen eine weitere Befragung Depps durch seine Anwälte sowie ein Kreuzverhör durch Heards Anwältin an.
Das nach turbulenter Ehe geschiedene Paar hatte sich schon 2020 bei einem Prozess in London gegenübergestanden. Depp hatte damals die britische Boulevardzeitung "The Sun" verklagt, die ihn als "Ehefrauen-Schläger" bezeichnet hatte, unterlag jedoch.
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Jim WATSON / © Agence France-Presse