Die Ministerin verwies darauf, dass russische Truppen in der Ukraine das Atomkraftwerk Saporischschja unter Beschuss genommen hätten. "Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte bewusst in Kauf genommen, das Risiko eines Akw-Unfalls durch militärische Aggression zu erhöhen", erklärte die Ministerin. "Das ist alarmierend."
Am 26. April 1986 war ein Sicherheitstest in dem Atomkraftwerk hundert Kilometer nördlich von Kiew außer Kontrolle geraten, woraufhin es in Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks zu einer Kernschmelze kam. Es dauerte zehn Tage, bis die brennende Ruine gelöscht war. Durch das Unglück wurden große Mengen Radioaktivität freigesetzt, die weite Gebiete der damaligen Sowjetunion und Europas verstrahlten.
Es war die bisher größte Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie. Die Zahl der Todesfälle, die langfristig auf den Super-GAU zurückzuführen sind, ist umstritten: Mindestens 30 Menschen starben unmittelbar nach dem Unglück. Ein UN-Gutachten rechnete 2005 mit insgesamt bis zu 4000 Strahlentoten, Greenpeace ging ein Jahr später bereits von 100.000 Toten aus.
Auch Umwelt- und Friedensverbände warnte am Montag anlässlich des 36. Jahrestags vor den Gefahren der Atomenergie. "Tschernobyl zeigt, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist", erklärte der Vorsitzende des BUND, Olaf Bandt. "Der Krieg gegen die Ukraine führt uns deutlich vor Augen, dass wir uns Atomkraft mit all ihren Gefahren und Folgen nicht leisten können."
Die Gruppierung Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) warnte: "Die Ereignisse der letzten Wochen haben gezeigt, dass ein Reaktorunglück keineswegs unwahrscheinlich ist. Die Beschädigung der Atomanlagen oder die Unterbrechung der Stromversorgung aufgrund von Kampfhandlungen könnten eine Katastrophe hervorrufen."
pw/cha
© Agence France-Presse